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22. Dezember 2008 um 18:34 Uhr #116055
Dr._Gregory_House
MitgliedIch habe hier im Forum gesucht aber nichts wirklich passendes gefunden. Es ist ein scheiß Thema, aber momentan selbst zur Weihnachtszeit, gibt es Menschen, die sich mit dem Thema leider auseinander setzen müssen. Ich wollte mal wissen, wie geht ihr mit Trauer um, wenn ihr einen Menschen verloren habt? Oder ein guter Freund von euch in Trauer wegen Familie oder Freund ist?
Ich selbst habe heute erfahren müssen, dass mein Großvater verstorben ist und das kurz vor Weihnachten. Gerade zu Weihnachten ist noch schwieriger. War natürlich unterwegs gewesen und es ist komisch, wenn man so viele fröhliche Gesichter sieht und selbst nur weinen will und man komisch angeschaut wird. Selbst in der Familie gehen alle anders damit um und ich scheine wirklich die einzige zu sein, die um diese Person trauert.
Wie geht ihr mit so etwas um?
22. Dezember 2008 um 18:43 Uhr #202803Houslerin
MitgliedAlso auch hier erstmal gleich nochmal mein Herzliches und wirklich aufrichtiges Beileid!!!
Als meine Großtante damals gestorben ist, ging es mir genauso, wie dir jetzt, ich weiß, was du meinst, mit dem, dass alle anderen glücklich sind und man selbst kann seinen Weinen fast nicht zurück halten!
Aber das solltest du auch gar nicht, geh nach Hause und lass es alles raus, im Kreis deiner Familie kannst du über deinen Großvater sprechen, über Erinnerungen…aber nur wenn du das willst, wenn die anderen es wollen.
Oder du vergräbst dich ganz in dein Zimmer und denkst an ihn, lenkst dich wieder einige Zeit ab…und denkst an schöne Erlebnisse und Zeiten mit ihm.Da kann man dir eigentlich leider wirklich keinen Rat geben, weil jeder damit anders umgeht, wie du ja jetzt auch schon in deiner Familie merkst.
Du darfst nur nicht denken, sie würden nicht trauern, nur weil sie es auf eine andere Art und Weise tun, jeder geht mit solchen Erlebnissen nun mal anders um, und die anderen um ihn herum müssen das akzeptieren, so gut es nun mal geht.
Wichtig ist, dass du den anderen auch sagst, wie du damit umgehen möchtst… schmerzt es zu sehr Erinnerungen aus zutauschen, oder kannst du so am Besten damit umgehen…
Und das was du jetzt wirklich auf keinen Fall machen darfst; Dir irgendwelche Vorwürfe!
Also, ich hoffe wirklich du findest deinen Weg, und es geht dir wenigstens einigermaßen!
Ganz liebe Grüße, in stiller Trauer und Anteilnahme
deine Houslerin23. Dezember 2008 um 8:56 Uhr #202862saoirse
Mitgliedauch von mir mein herzliches Beileid.
Ich wurde bisher nur einmal wirklich mit dem Tod eines geliebten Menschen konfrontiert und das war, als mein Großvater vor 5 Jahren völlig überraschend starb. Obwohl ich ihn damals sogar noch mit meiner Oma gefunden habe, konnte ich das gar nicht richtig begreifen und habe noch Wochen später das Gefühlt gehabt, das er nur auf Kur ist oder so und bald wiederkommt. Das war sehr seltsam.
Mit Trauer geht auch jeder anders um. Auch wenn man bei einigen Menschen das Gefühlt hat, das sie nicht offensichtlich trauern, heißt das nicht, das es ihnen nicht nahe geht. Ich gehöre auch zu diesen Menschen. An dem Tag und die Tage später habe ich einfach nur funktioniert. Ich bin sogar noch 2 Stunden nachdem wir ihn morgens gefunden haben zur Berufsschule gegangen. Irgendwie kam die Trauer bei mir damals noch gar nicht an. Erst später merkt man richtig, wie die Person fehlt. Ich denke oft an ihn, besonders bei Erlebnissen oder Sachen, von denen ich weiß, das er seine helle Freude dran gehabt hat. Ich habe irgendwie das Gefühl das etwas von ihm noch da ist.
Jeder sollte so trauern, wie man es möchte. Wenn du das Gefühl hast, du must weinen, dann tu es (egal was die anderen sagen). Wenn du darüber reden willst, dann mach es. Wenn sich in deiner Familien niemand finde, dann nimm dir einen guten Freund. Wenn du das Bedürfnis hast, ihm noch was mitzuteilen, dann schreibe einfach einen Brief. Es braucht einfach seine Zeit.7. April 2009 um 18:55 Uhr #216540Virgenie
MitgliedEs gibt da mehrere Rituale, die ich mir noch immer beibehalte. Ich rede oft.Ob mit Freunden, Verwandten oder meiner Mutter. Es hilft mir viel zu verarbeiten.
Auf der anderen Seite konfrontiere ich mich mit der Vergangenheit, die ich mit der verlorenen Person hatte, ob es jetzt mein Vater ist oder meine Freundin.
Ich meide keine Plätze die ich oft mit ihnen besucht habe, ich gehe sooft auf den Friedhof wie ich kann und ich erinnere mich an schöne Zeiten.
So schwer es auch fällt. Es hilft mir. Denn glaubt mir: Es wäre falsch zu vergessen oder zu ignorieren. Seine Trauer zu verschlucken ist das Schlimmste was man tun kann.
Wenn ihr weinen müsst, tut es. Denn man denkt die Zeit heilt alle Wunden. Bis zu einem bestimmten Punkt ist es auch so. Aber spätestens an Weihnachten oder am Geburtstag der verstorbenen Person, sieht es schon wieder ganz anders aus.
Es kann niemals so sein wie es früher war…aber wenn man sich bestimmte Dinge beibehält wird es leichter….auf jeden Fall.
Wenn all das nicht hilft, kann man auch ein Tagebuch führen. Gedanken und Gefühle niederzuschreiben hilft einem vielleicht besser es zu verstehen.
Gedichte schreiben…viele schöne Gedichte enstanden aus der Trauer heraus.Es hilft.
Mir hilft es.
7. April 2009 um 20:37 Uhr #216587Malfi
Mitglied@ Virginie: Da kann ich Dir nur zustimmen. Ich habe in den letzten 10 Jahren meine beste Freundin, meinen ältesten Bruder und meinen Vater verloren. Jedesmal habe ich anders getrauert, und nach und nach – so seltsam das klingt – konnte ich besser damit umgehen.
Als meine Freundin starb (vor 11 Jahren) war ich total fertig. Sie lebte weit weg von mir, ich konnte mich nicht von ihr verabschieden und war mit der Situation total überfordert. Ich war wochenlang neben mir, fühlte mich der Trauer völlig hilflos ausgeliefert und habe nur geheult. Das schlechte Gewissen kam noch dazu. Ich hab Jahre gebraucht, um ihren Tod zu verkraften.
2002 starb mein Bruder bei einem Motorradunfall, und das war schrecklich. Nicht so sehr wegen mir, wir hatten kein sehr enges Verhältnis, da er 14 Jahre älter war als ich – klingt komisch, aber das machte es für mich persönlich einfacher. Aber für meine Geschwister und vor allem für mein Eltern war es die Hölle. Ihr Leid mitansehen zu müssen fand ich viel schlimmer als meine eigene Trauer. Deshalb hab ich wohl meine eigene Trauer anfangs verdrängt. Erst im Laufe der Monate konnte ich um ihn trauern und mich von ihm verabschieden. Für seine Familie (Frau und 3 Kinder) war es viel schlimmer. Vorletztes Jahr hat seine älteste Tochter geheiratet und ist in der Kirche zusammengeklappt. Es war sehr schlimm für sie, daß ihr Vater nicht bei ihr sein konnte.
Tja, und vor knapp 3 Jahren starb mein Vater an Krebs. Das war auch schlimm, aber ich konnte damit umgehen. Was mir geholfen hat, war, daß ich ihm die Hand gehalten hab. Ich war dabei, als er starb, genau wie meine Mutter und meine Geschwister. Seine Leber versagte und er fiel ins Koma. Neben ihm zu sitzen und seine Hand zu halten, war irgendwie sehr friedlich und wir konnten uns alle verabschieden. Für meine Mutter war das sehr schlimm und ich habe sie unterstützt so gut ich konnte – ein Jahr lang und beim Jahrgedächtnis bin ich dann umgekippt. Richtig zusammengeklappt. Ich konnte nicht in die Kirche und war tagelang nicht ansprechbar – Verdrängung, weil ich Mama beistehen wollte.
Danach wurde es besser. Offenbar mußte ich es einfach nur mal rauslassen.Inzwischen kann ich an alle drei denken, ohne daß ich gleich in Tränen ausbreche, aber es kommt immer noch vor. Ich denke, daß Trauer etwas ist, was man einfach aushalten muß. Nachdenken, reden, seine Gefühle irgendwie ausdrücken, das alles nimmt den Druck und langfristig auch den Schmerz. Aber nicht verdrängen! Das macht es nur noch schlimmer.
7. April 2009 um 21:00 Uhr #216602Virgenie
Mitglied@Malfi:Wenn man denkt es trifft einen am härtesten, erfährt man schnell, dass dem nicht so ist. Da hast du eine Menge durchmachen müssen…
Tut mir sehr Leid, was du hast durchmachen müssen.;(
Mein Vater ist 2004 an Darmkrebs gestorben und ich persönlich konnte überhaupt nicht damit umgehen. Wir wussten zwar, dass der Tumor bösartig war und er schlechte Chancen hatte, doch trotz allem gab es immer diesen einen Funken Hoffnung, der bis zu letzt nicht erloschen ist. Als er dann gestorben ist,ist eine Welt für mich zusammen gebrochen. Ich habe nur geheult, doch nicht vor meinem jüngeren Bruder oder meiner Mutter. Da habe ich wie du versucht stark zu sein. In dem Moment denkt man: Irgendjemand muss doch stark sein…
Es war schwerer als ich dachte. Bei der Beerdigung habe ich mich bis zum Ende beherrschen können. Erst als man den Sarg rausfuhr, wurde mir richtig bewusst, dass er uns weggenommen wurde. Es war ein komisches Gefühl.Während der gesamten Zeremonie wusste ich, dass er noch da war.Sein Sarg stand doch da! Er war da.Irgendwie.Doch als man ihn rausschob…das war wirklich zuviel.
Ich habe in den Tagen darauf eine lange Geschichte geschrieben, über ein Schicksal eines kleinen Mädchens,einsam und verlassen.
Ich weiß nicht wie ich gerade darauf gekommen,war aber die Worte sprudelten geradezu aus mir heraus…
Ich habe Erlebnisse niedergeschrieben,Erinnerungen…alles was mich mit meinem Vater verband…und es hat geholfen.
Ein Jahr darauf ist eine gute Freundin von mir bei einem Autounfall gestorben. Sie wurde angefahren,morgens.Im Nebel.Sie hatte Licht an,alles.Doch es hieß wohl,sie sei bei Rot über die Ampel gefahren. Aber der Fahrer war auch zu schnell und betrunken Auto gefahren…
Sie ist nur 16 Jahre alt geworden.
Sie hatte noch ihr ganzes Leben vor sich. Es war schrecklich. Meine Freundin und ich haben ihr Grab immer zusammen besucht, doch irgendwann bin ich auch oft alleine hingegangen,weil ich ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber hatte.Denn auf ihrer Beerdigung habe ich mich anders verhalten als bei der meines Vaters.
Tränen?
Die kamen erst überhaupt nicht.Alle anderen um mich haben geweint.Haben geweint,als die Schwester „My heart will go on“ auf dem Piano spielte, das Lieblingslied meiner verstorbenen Freundin….Sie haben geweint,als die beste Freundin „Haltet die Welt an“ von Glashaus sang…
Ich konnte nicht…Ich konnte einfach nicht.
Ich weinte erst, als wir die Karpelle verließen und ich sah, wie sich all meine Freundinnen in den Armen hingen. Ich konnte erst weinen,als mein Gehirn wirklich zu realisieren schien, dass sie nicht mehr zurück kommen würde.
Hat mich die Wut an der Ungerechtigkeit davon abgehalten?Ich war wütend gewesen.Wütend darüber, dass es nicht immer, doch fast immer die falschen traf.
Du hast Recht. Man sollte die Trauer zulassen. Sie in sich reinzufressen lindert den Schmerz keineswegs,sondern verschlimmert ihn. Man muss sich selbst therapieren, wenn man es kann. Und das hast du getan.Und das habe ich getan und man sieht Jahre später, dass es besser wird.
Wir therapieren uns gerade eigentlich gegenseitig.Wir sprechen über Geschehenes, sprechen über das, was wir damals vielleicht noch nicht so ausdrücken konnten und siehe da:
Ich fühle mich wieder um einiges besser.
Es gibt immer einen Weg seine Trauer in den Griff zu bekommen. Man kann sie vielleicht nicht für ewig beseitigen, wie wir auch den Schmerz nicht loswerden können…doch wir können es zumindest erträglicher machen und man weiß, man ist nicht allein.
Es gibt soviele Schicksale die gleiches erlebt haben.
Wie du.
Wie Dr_Gregory_House.
Wie Houslerin.
Wie saoirse.
Wie mich.
Danke,dass ich das mal rauslassen durfte.
8. April 2009 um 6:34 Uhr #216687Lupus
MitgliedIch habe auch auf unterschiedliche Arten getrauert.
Am 15.1.09 ist die Tochter meiner Schwester mit eineinhalb Jahren an einer Vielzahl an Hirntumoren verstorben. Es war ein harter Kampf und die Ärzte haben alles mögliche versucht. Für meine Schwester und ihre anderen 3 Kinder ist eine Welt zusammengebrochen. Für uns alle ist eine Welt zusammengebrochen. Als wir erfahren haben das die kleine Maus die letzte OP nicht überstanden hat, hat jeder von uns auf seine gabz persönliche Art getrauert. Meine Schwester hat geweint und versucht noch alles für den letzten Weg zu organisieren. Selbst die anderen Kids meiner Schwester haben unterschiedlich reagiert. Der Älteste (12) hat geweint und süße Briefe für die kleine geschrieben. Der Mittlere (10) hat nicht mehr gesprochen und sich total verschlossen und der Kleine (hat immer gedacht das sie gleich wieder zurückkommt.
Ich habe auch viel geweint und habe Bücher über Krebskinder und ihre Geschichten gelesen und ich habe begonnen ein Tagebuch zu führen. Es war eine furchtbare Zeit und wir sind alle noch ziemlich geschockt. Denn warum muss ein kleines Mädchen mit 1,5 Jahren an Krebs sterben? Wieso durfte sie nicht das leben genießen? Soviele Fragen plagen uns doch nur für die wenigsten gibt es eine Antwort.Wow, tat gut das mal niederzuschreiben! Danke
15. Juli 2009 um 18:54 Uhr #163072Virgenie
Mitglied@Lupus? 792604 wrote:
Denn warum muss ein kleines Mädchen mit 1,5 Jahren an Krebs sterben? Wieso durfte sie nicht das leben genießen? Soviele Fragen plagen uns doch nur für die wenigsten gibt es eine Antwort.
Wow, tat gut das mal niederzuschreiben! Danke
Das tut mir wirklich Leid.;(
Und ja.Du hast Recht. Es gibt Fragen, deren Antworten einem immer verborgen bleiben werden,weil sie einfach nicht zu beantworten sind.
Warum dürfen manche 100 werden und andere nicht einmal 1 Jahr?
Es ist wichtig solche Dinge niederzuschreiben und darüber zu reden. Leider gibt es oft einige, denen gar nicht bewusst ist, was wirkliche Trauer eigentlich ist.
Eine Freundin meinte mal zu mir: ´Mensch Tanja, wenn du ein Familienfest austragen wolltest, müsstest du ja auf den Friedhof gehen.´
Das hat ganz schön gesessen und die Konsequenz war, dass mir ordentlich die Hand ausgerutscht ist. Ich habe nun einmal keine große Familie. Die Hälfte habe ich nie kennen gelernt,weil sie schon vor meiner Geburt verstorben waren….Onkel, Tanten, Cousinen und der Rest verstarb in den darauf folgenden Jahren wie die Großeltern oder mein Vater. Verwandte habe ich nur noch in Südkorea und England. Hier in Deutschland habe ich nur meine Mum und meinen Bruder.
Trauer schmerzt und vereinsamt, wenn man sich von der Welt abschottet. Aber Trauer öffnet einem auch die Augen und man ist auf alles gefasst. Jemanden zu verlieren ist für jeden schlimm, egal ob er schon einmal Erfahrungen mit dem Tod hat machen müssen oder nicht.
Aber für jemanden wie meine Freundin, die eine Big Family hat und da natürlich locker Sprüche wie den oben erwähnten klopfen kann, wird die Trauer noch einmal eine ganz andere Deminsion annehmen, weil sie einfach nicht weiß wie es ist jemanden zu verlieren.
Und genau DAS wird ihr das Genick brechen. Nicht, dass ich ihr das gönne,aber wenn man so mit der Trauer eines anderen Menschen spielt muss man sich fragen, was in einer solchen Person vor geht.
Trauer wünscht sich niemand. Denn sie tut weh. Sie vergeht nie wirklich, doch man kann sie zumindest lindern, indem man das niederschreibt, was einen bedrückt und wenn es dann den einen oder anderen gibt, der zuhört oder weiß wie du dich fühlst, geht es dir gleich besser.
16. Juli 2009 um 13:10 Uhr #162721Malfi
MitgliedQuote:Aber für jemanden wie meine Freundin, die eine Big Family hat und da natürlich locker Sprüche wie den oben erwähnten klopfen kann, wird die Trauer noch einmal eine ganz andere Deminsion annehmen, weil sie einfach nicht weiß wie es ist jemanden zu verlieren.Ich glaube, damit hast Du den Nagel auf dem Kopf getroffen!
Vor einem Jahr ist der Vater eines Freundes gestorben. Dieser Freund hat sich in jeder meiner Trauerphasen recht unsensibel verhalten. Als dann sein Vater starb, hat er verstanden, wie ich mich gefühlt habe. Wir haben oft über seinen Vater gesprochen, und irgendwann sagte er mir, daß er jetzt „endlich“ verstehen könne, wie sehr ich gelitten hätte und was für ein schlechter Freund er gewesen sei, mich so mit meiner Trauer allein zu lassen. Sowas zu hören hinterläßt einen sehr bitteren Beigeschmack. Wer wünscht einem schon so eine schmerzliche Erfahrung???
Aber es ist offenbar wirklich so: was man nicht selbst erlebt hat, kann man nicht nachvollziehen, und die wenigsten Menschen sind so offen und auch mutig genug (die Auseinandersetzung mit dem Tod ängstigt eben doch viele Menschen), sich auf die Trauer eines anderen einzulassen….16. Juli 2009 um 15:50 Uhr #162634Gregor Haus
MitgliedTrauer halte ich für eine ziemlich egoistische Angewohnheit. Was bedrückt denn? Nicht das Fortsein des geliebten Menschen, sondern die daraus folgende Einsamkeit. Einem Toten gehts nach dem Tod meist besser (Himmel für die Christen, absolute Problemlosigkeit für die Atheisten) – aber das wir nicht mehr mit ihm zu tun haben, das ist das Problem. Trauer ist auch deswegen egoistisch, weil sie meist aus dem Gedanken entsteht „Er/Sie ist nicht mehr da.“. Das klingt fast so, als hätte man erwartet, ewig mit dieser Person zu tun zu haben. Wie wäre es denn mit Dankbarkeit für die Zeit, in der man diese Person hatte – denn auf Menschen hat man keinen Anspruch. Umso besser eigentlich, wenn sie ihre Zeit freiwillig mit jemandem von uns verbringen.
Jaja, klingt alles kalt und so. Trauern sollte man um verpasste Chancen im Leben, nicht um liebgewonnene Menschen die einen ganz simplen Weg gehen, den alles geht.
Und: Ja, mir sind auch schon so einige Menschen weggestorben. Also bitte das „Du hast ja keine Ahnung“-Argument nicht ausprobieren.
16. Juli 2009 um 16:05 Uhr #162631Gandalf
MitgliedJeder trauert ja auf seine Art. Als meine Mutter gestorben ist, habe ich erstmal geheult, obwohl ich wusste, dass sie sterben wird. Aber irgendwie kommt der Tod doch fast immer überraschend.
Trauern tue ich heute noch, wenn in meinem Leben etwas passiert und ich dann denke, dass würde ich gerne meiner Mutter erzählen. Natürlich weiß jeder, dass Menschen früher oder später sterben, aber wenn ein geliebter Mensch dann plötzlich nicht mehr da ist, ist man traurig.
Klar ist man auch dankbar für die Zeit, die man mit diesem Menschen hatte und man erinnert sich an die guten und schlechten Zeiten, die man miteinander verbracht hat.
Allerdings brauche ich für meine Trauer keinen Friedhof, um vor dem Grabstein meiner Eltern zu stehen.
Ich persönlich möchte für meine Trauerfeier, dass die Leute ihre Lieblingsklamotten anziehen und hinterher eine Party machen. Keine Trauerfeier, sondern eine Feier auf die Zeit, die sie mit mir verbracht haben.16. Juli 2009 um 16:13 Uhr #162630Lisa Edelstein
MitgliedJa ich denk auch das jeder anders trauert. Es kommt auch immer auf die Personan um die man trauert. Bei mir zum Beispiel ist meine Oma gestorben als ich sechs war und ich trauere heute noch um sie. Mein Opa starb als ich neun war und bei ihm fand ich das nicht so schlimm. Allerdings war er nie auch besonders nett zu mir. Egal das tut nichts zur Sache. Fakt ist es tut fast immer weh wenn man einen geliebten Menschen verliert. Und bei manchen dauert es Jahre bis sie damit fertig werden. swieder andere werden nach ein paar Wochen damit fertig und andere, so wie ich, trauern ihr ganzes Leben.
17. Juli 2009 um 13:51 Uhr #162348Kabuki
MitgliedVielleicht ist es egoistisch, wenn man um den Verlust eines geliebten Menschen trauert, nur, weil dann plötzlich diese Einsamkeit da ist. Weil man keine Zeit mehr mit demjenigen verbringen kann. Weil er weg ist, für immer. Aber ist es nicht viel egoistischer, wenn man garnicht trauert? Wenn man am Abend des Todes der Person ganz gemütlich mit einer Thunfischpizza seine Lieblingsserie anschaut? Bei den lustigen Stellen lacht? Das ist doch bizarr. Das ist eine Art des Verdrängens, keine Art der Trauer. Früher oder später muss jeder trauern. Und irgendwann werden doch auch bei jedem ein paar Tränen fliessen. Oder? Ich finde es grässlich, wenn man Leuten einen schweren Verlust überhaupt nicht anmerkt.
Ich habe allerdings selber noch nie jemanden verloren. Jedenfalls nicht durch den Tod. Es ist noch niemand „wichtiges“ gestorben.
Aber ich glaube, es gibt viel schlimmere Arten, jemanden zu verlieren, als wenn die Person stirbt.17. Juli 2009 um 14:29 Uhr #162345Gregor Haus
Mitglied@Kabuki 875212 wrote:
Aber ist es nicht viel egoistischer, wenn man garnicht trauert? Wenn man am Abend des Todes der Person ganz gemütlich mit einer Thunfischpizza seine Lieblingsserie anschaut? Bei den lustigen Stellen lacht? Das ist doch bizarr. Das ist eine Art des Verdrängens, keine Art der Trauer. Früher oder später muss jeder trauern. Und irgendwann werden doch auch bei jedem ein paar Tränen fliessen. Oder? Ich finde es grässlich, wenn man Leuten einen schweren Verlust überhaupt nicht anmerkt.
Schon mal nen Film mit Keanu Reeves gesehen?
Wieso ist es bizarr? Weil es nicht der normale Fall ist? Ich denke, eine Person die uns mag würde nichts dagegen haben wenn man sich die Lust am Leben nicht nehmen lässt, weil jemand nicht mehr da ist. Unsere wahren Freunde, um die manche trauern, sollten sich doch wünschen, dass wir unsere Freude nicht verlieren. Wenn sie gute Menschen waren. Was ich mal hoffe, für uns.
17. Juli 2009 um 14:54 Uhr #162310Virgenie
MitgliedDas ´Du hast ja keine Ahnung´-Argument hätte sicherlich niemand gewählt.
Im Endeffekt ist doch alles,was uns am Leben erhält oder uns Vorteile verschafft Egoismus. Die menschliche Spezies belügt und betrügt sich gegenseitig, mordet. Du liest und siehst es jeden Tag in der Zeitung oder im TV. Man ist dem anderen gegenüber misstrauisch. Man vertraut einander nicht.
Vieles was wir tun ist egoistisch und ich finde, dass Trauer da die harmloseste Form von wäre.
Denn will man den Verstorbenen um sich haben und hat Angst alleine zu sein,dann könnte man Trauer als Egoismus bezeichnen.
Aber man kann nicht alles und jeden über einen Kamm scheren.
Man muss doch auch unterscheiden können. Wenn ein Mensch 90 Jahre alt geworden ist und sein Leben gelebt hat, ist diese Trauer eine ganz andere. Ja, dann trauert man, weil man einen Menschen verloren hat, den man gerne um sich hatte und der ist dann einfach nicht mehr da.
Aber trauert man um einen Menschen, der vielleicht nicht einmal 18 werden durfte und praktisch sein ganzes Leben noch vor sich hatte, ist dass etwas anderes und hat nichts mit Egoismus zu tun.
Manche dürfen noch nicht einmal ein Jahr alt werden. Da ist die Trauer auch wieder eine ganz andere. Nicht trauert man, weil diese Person ein so langes und erfülltes Leben hatte und auch dein Leben bereichert hat, sondert dort trauert man, weil jenes Wesen nicht einmal die Chance hatte zu leben.
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