Chase – Charakterentwicklung

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  • #116901
    Anonym
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    Meine kleine Charakteranalyse über Chase, Teil 1. Hatte heute Langeweile…

    Schon im Pilot werden sämtliche Fellows von House in kurzen, aber prägnanten Szenen vorgestellt. Der erste Eindruck von Chase ist der, dass er meist abseits steht und scheinbar wenig in den Teamdiskussionen beträgt. Oft steht er – wörtlich genommen – zwischen House und seinen Kollegen. Er ist ein halbes Jahr lang in der diagnostischen Abteilung, bevor Cameron dazu kommt. Es ist unklar, ob er zumindest eine Zeitlang allein House’ Fellow gewesen ist. Später erwähnt er Foreman gegenüber einen Kollegen (All In, 2-17). Es ist also möglich, dass er anfangs im Team gearbeitet hat und später eventuell, zumindest für eine Zeitlang, der einzige Fellow unter House gewesen ist.

    Chase wird als kreativer Querdenker eingeführt. Er ist jemand, der um die Ecke denken kann, und es ist anzunehmen, dass Chase eher deswegen eingestellt wird als aufgrund eines Telefonanrufs seines Vaters, einen bekannten Rheumatologen (Pilot, 1-01). Eine Einstellung durch Vitamin B widerspräche außerdem House’ Charakter, und Chase, dessen gespanntes Verhältnis zu Rowan Chase später gezeigt wird, hat wenig Anlass, den berühmten Vater um einen Gefallen zu bitten. Wahrscheinlicher ist, dass House ihn eingestellt hat, obwohl Chase der Sohn eines renommierten Kollegen ist.

    In S1 gibt es mehrere Schlüsselszenen zu seinem Charakter, außerdem eine ganze Episode, die sich um ihn dreht (Cursed, 1-13). Chase scheint derjenige zu sein, dem House ohne große Einmischung einen Patientenfall anvertraut (Poison, 8-01). Als Notfallmediziner wirkt Chase gemessen an seinem Alter kompetent und erfahren, und er bewahrt in medizinischen Krisen eher die Ruhe als seine Kollegen.

    Chase wollte ursprünglich Priester werden (Damned if you do, 1-05), und hat eine schwierige Kindheit hinter sich, von der zum ersten Mal eine Andeutung in The Socratic Method, 1-06 gemacht wird, als ihn der Fall der vermeintlichen Alkoholikerpatientin persönlich zu treffen schient. Tatsächlich war Chase’ Mutter Alkoholikerin; der Vater verlässt die Familie, als Chase elf Jahre alt ist, und distanziert sich von seinem Sohn. Die Mutter stirbt, vermutlich während eines Delirium tremens, als Chase 16 oder 17 ist (1-13). Anscheinend zieht es Chase daraufhin zur Kirche, er entscheidet sich jedoch nach einem halben Jahr Seminar in England (The Tyrant, 6-04) zu einem Medizinstudium. Vermutlich stand Druck von seiten des Vaters dahinter, denn Chase wird auch als jemand beschrieben, der Entscheidungen aus Opportunismus und nicht aus eigenem Antrieb trifft („Why do you keep doing things that you don’t really want to do?“ Patient Boyd zu Chase in House vs. God, 2-19). Schwester Abigail in 1-05 erzählt er, immer schon den Arztberuf angestrebt zu haben, doch später entpuppt sich das als Lüge, als er ihr von seinem Priesterseminar berichtet. Persönlichen Fragen geht er lieber mit einer Notlüge oder einer Gegenfrage aus dem Weg; in der Hinsicht gleicht er House, der ebenfalls meidet, Privates von sich preiszugeben und lieber zulässt, dass andere schlecht über ihn denken, als sie über die wirklichen Hintergründe aufzuklären.

    Chase’ Glaube wird thematisiert, jedoch nie konkretisiert. Er selbst spielt es herunter, antwortet auf Fragen nie direkt oder behauptet, den Glauben verloren zu haben (1-05, Cane and Able, 3-02, House Training, 3-20). In Forever, 2-22 sieht man ihn ein Gebet für ein totes Baby sprechen, und in Brave Heart, 6-06 wendet er sich in seiner Verzweiflung an einen Priester. Wenn Chase auch nie darüber spricht, ist doch anzunehmen, dass er einen gewissen Trost im Glauben findet.

    In 1-13 lernen wir Papa Chase kennen, zu dem Robert ein äußerst gespanntes Verhältnis hat. Die Folge deutet an, dass Chase nach einer Vaterfigur sucht, die Rowan ihm nicht geben konnte oder wollte, und sie macht seine Bewunderung für House und das Bestreben, es House ‚recht zu machen’, etwas plausibler. Obwohl Chase zu House sagt: „Je weniger Erwartung, desto weniger Enttäuschung“, scheint es nur eine Phrase, mit der er die eigentliche Enttäuschung herunterspielt. Es fällt auf, dass House der einzige ist, der es schafft, Chase Privates zu entlocken. Chase hat von seinem Vater – wie offenbar House auch von seinem Stiefvater – keine Wertschätzung erfahren, und er leidet darum unter der beständigen Furcht, abgelehnt oder enttäuscht zu werden.

    Später kommt heraus, dass Chase – immerhin der einzige Sohn – nicht im Testament seines Vaters berücksichtigt wurde. Warum das so ist, bleibt offen. Es ist nicht klar, ob Rowan ihn für etwas bestraft oder einfach nur verhindern will, dass Reichtum Robert verdirbt (es ist anzunehmen, dass Chase einen teuren Lebensstil pflegt – Urlaub in Gstaad, die Bemerkung „I don’t need the money“ zu Foreman, als dieser ihn fragt, ob er seinen Job bei House für einen besser bezahlten aufgeben würde. Vielleicht zahlt Rowan Chase ihm einen monatlichen Scheck aus einem schlechten Gewissen heraus). Vielleicht ist es auch nur Scham, weil ein Erbe ein Schuldeingeständnis für Versäumnisse im Leben wäre. Herausfinden werden wir es wohl nicht.

    In S1 fällt Chase House in den Rücken, indem er sich mit dem neuen Geldgeber Edward Vogler verbündet. Vielleicht ist Chase nicht zuversichtlich, dass er bleiben darf, oder kann nicht glauben, dass irgendjemand anders sich für seine Interessen einsetzt – was angesichts seiner Eltern verständlich wäre -, so dass er mit solchen Mitteln um seinen Job kämpft, anstatt zu beweisen, dass er unersetzlich für das Team ist. Erstaunlicherweise nimmt House ihm das jedoch nicht übel genug, um ihn zu feuern. Man hat sogar den Eindruck, dass House den Verrat provoziert, indem er Chase bewusst verunsichert, als dieser sich für den wahrscheinlichsten Wackelkandidaten hält.

    In Heavy 1-12 zeigt Chase wenig Mitgefühl für die übergewichtige Patientin. Auffallend daran ist, dass er ähnlich reagiert bei 1-06, wo er Alkoholmissbrauch vermutet, und in Que Sera, Sera 3-06, wo der Patient fettleibig ist. Vermutlich hat Chase durch seine Mutter eine starke Abneigung gegen Alltagsdrogen und das Suchtverhalten dadurch (Alkohol und Essen) entwickelt und kann nicht neutral damit umgehen. Als Kind dem langsamen Verfall der Mutter zusehen zu müssen, scheint eine Art Trauma in ihm hinterlassen zu haben, denn er kommt mit Suchtverhalten und den Konsequenzen nicht sonderlich gut klar.

    In 1-08 erwähnt Chase der Mutter des Patienten gegenüber, als Teenager über die Stränge geschlagen zu haben – was er später vor House als Notlüge erklärt. Ob Chase wirklich – wie die meisten Teenager – mit Drogen experimentiert hat oder nicht, bleibt offen.

    In Love hurts 1-20 wird aber immerhin deutlich, dass Chase eine Domina kennt. Ob die Geschichte mit der vorgeschobenen Freundin stimmt, wird nicht offensichtlich. Es könnte sein, dass er sie erfunden hat, um nicht zugeben zu müssen, dass die Idee, eine BDSM-Party zu besuchen, von ihm stammt. Da Chase im Allgemeinen offen für Neues zu sein scheint, ist ein kurzfristiges und unüberlegtes Experiment genau so gut möglich.

    In S1 wirkt Chase beruflich kompetent, ideenreich und am reifsten im Team; er ist es häufig, der als erster die richtige Diagnose ausspricht und am ehesten auf unkonventionelle Ideen kommt. Menschlich dagegen erscheint er oft unsicher und von Selbstzweifeln und Minderwertigkeitsgefühlen geplagt, was er durch Unnahbarkeit überspielt. Er trägt eindeutig viel emotionalen Ballast mit sich herum. Im Umgang mit Kollegen ist er spröde und eher zurückhaltend, manchmal sarkastisch, und Frauen gegenüber wirkt er nicht sonderlich erfahren, sondern eher unbeholfen. Camerons physiologische Analyse über Sex macht ihn sprachlos (Occams Razor, 1-03), und sein Flirt mit der MTA in Control 1-14 ist eher verspielt als ernst zu nehmen.

    Er erscheint aber auch als derjenige, der sich am wenigsten mit dem Privatleben anderer beschäftigt, und er zeigt Empathie den Patienten gegenüber, ohne salbungsvoll zu sein – auch wenn er direkte oder persönliche Gespräche mit den Patienten zu vermeiden scheint.

    Während House zwar allen seinen Fellows mit unstillbarer Neugier und meist demonstrativer Barschheit begegnet, scheint Chase öfters verbal einstecken zu müssen als die anderen. Wenn er angegriffen wird, ist er eher bereit, den Mund zu halten und emotionale Schranken herunterzulassen, als sich zu verteidigen – was House zu noch mehr Gemeinheiten zu reizen scheint. Wenn man sieht, wie House Chase behandelt, kann man daraus schließen, dass House sowohl sein Potential als auch seine Schwächen erkannt hat, denn er stachelt Chase ständig an und versucht, mehr aus ihm herauszuholen. Er stellt ihn vor Herausforderungen und versucht es mit umgekehrter Psychologie, indem er Chase regelmäßig einen Idioten nennt, vielleicht weil er die Ursprünge seiner eigenen speziellen Klugheit wiedererkennt und frustriert ist, wenn Chase ihn nicht dabei unterstützt, die besseren Ideen zu verfolgen. Doch wenn es Chase hart trifft, wie beim Tod seines Vaters, kann House auch seine rare gefühlvolle Seite zeigen. House mag sein eigenes Leid zu seinem Vorteil ausspielen, vielleicht nur als Präventivschlag gegen echtes Mitleid, aber er scheint zu respektieren, dass auch Chase kein Mitleid möchte.

    Chase ist der einzige, der offen zugibt, House zu mögen, weil er tut und sagt, was er will (Sports Medicine, 1-12). Foreman beschuldigt ihn daraufhin als Kriecher. Wenn man Chase’ ständiges Bestreben, seinen Vater zufrieden zu stellen, berücksichtigt, scheint sein Respekt und seine Bewunderung für seinen Vorgesetzten aber echt zu sein.

    (Auszüge und Zitate aus „House unauthorized“, Shanna Swendson)

    #250691
    penelopes
    Mitglied

    Finde ich echt super, was du hier geschrieben hast und ich stimme dem größtenteils auch zu. Die Chase/House Beziehung war in den ersten zwei Staffeln definitiv interessant zu beobachten. Nicht zu sehr in den Vordergrund gehoben und schön subtil gehalten, so dass die Spannung nicht verloren ging. Später ist es leider alles wie so viele andere gute Aspekte der Serie ein klein wenig in Versenkung geraten,nicht komplett aber fast, was ich persönlich sehr schade finde.
    Ich fand es gut, wie du hier beschrieben hast, dass House Chase anstachelt, um ihn zu motivieren sich selbst mehr zu Vertrauen, als sich immer wieder hinter seinem berühmten Vater bzw. dem genialen House zu verstecken. Das hat House mit Cameron anfänglich auch gemacht aber das ist eine andere Geschichte.
    Ja ich weiß jetzt auch nicht recht, was ich weiter sagen soll aber ich hoffe du setzt deine Chase-Charakteranalyse fort. :)))

    #250692
    Anonym
    Gast

    @Penelopes, vielen Dank fürs Lesen! Ich freue mich, dass du dir die Mühe gemacht hast! :happy:

    Über Cameron gäbe es sicherlich sehr viel zu schreiben, was ihren Charakter angeht. Da das hier aber um Chase geht, kommt sie natürlich etwas zu kurz. Ich gestehe auch, dass Chase mein absoluter Lieblingscharakter ist und ich deswegen nicht unbedingt objektiv bin, lol! Aber das sind eben auch meine eigenen Gedanken zu ihm.

    Falls du mal etwas über die anderen Charaktere und ihre Beziehung zu House lesen willst, kann ich dir „House Unauthorized“ von Leah Wilson wärmstens ans Herz legen. Da sind wunderbare Studien über alle drin und wen es interessiert, man bekommt da jede Menge Denkanstösse über alle Figuren. Besonders lesenwert ist der Abschnitt über Wilson und House, in dem Wilson ein „Buddy-Syndrome“ diagnostiziert wird. :happy:

    Hier kommt also der zweite Teil zur zweiten Staffel.

    Teil 2

    In Staffel 2 nimmt ‘Chameron’ seinen Anfang. Die Beziehung beginnt (vorerst) mit einem One Night Stand in Hunting, 2-07, in dem Cameron trotz möglicher HIV-Ansteckung und im Drogenrausch scharf auf Sex ist, und Chase, den sie bisher immer kühl abblitzen ließ, kommt ihr da offenbar gerade recht. Die Ernüchterung folgt, und Chase scheint – bis auf Anzüglichkeiten über Chase’ Qualitäten als Liebhaber (Safe, 2-16) und der Verleugnung der Tatsachen gegenüber Stacy Warner (The Mistake, 2-08)- für Cameron erst einmal abgehakt. Stattdessen konzentrieren sich die Ereignisse in 2-08 auf Chase und den für ihn überraschenden Tod seines Vaters.

    Wieder scheint Chase weitgehend alleine für eine Patientin, Kayla, zuständig zu sein. Als er den Tod der Patientin wegen einer unterlassenen Frage mitverschuldet, versucht er, sich mittels Lügen und Rechtfertigungen vor seiner Anwältin zu verteidigen, anstatt ihr die Wahrheit zu sagen, nämlich, dass ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters so sehr getroffen hat, dass er abgelenkt gewesen ist. Es ist auffällig, dass House der einzige ist, der das von Anfang an gewusst zu haben scheint, dies aber erst ganz am Schluss, als Chase seine letzte verfänglichste Lüge auftischt, zugibt.

    Der Tod der Patientin geht ihm so nahe, dass er gleich mehrere Kurzschlüsse zu haben scheint: unmäßige, sogar falsche Schuldzuweisung, die das sichere Karriereende bedeuten, und die Erwägung einer Schwarzmarkt-Transplantation. Angesichts seines bisherigen Selbsterhaltungstriebs muten seine Aktionen beinahe selbstzerstörerisch an.

    Foremans Einschätzung zu Chase ist nicht besser als die über House; er hält ihn für oberflächlich und nicht an den Patienten interessiert, um damit House ähnlicher zu sein. Auch Cameron setzt sich nicht gerade energisch für ihren Kollegen ein, und Wilson berichtigt House, dass Chase seinen Job liebt anstatt ihn. Dieser erklärt Stacy gegenüber, dass Chase keinen Fehler gemacht hat – obwohl (oder weil) er die Hintergründe besser kennt als alle anderen.

    In dieser Episode erfahren wir auch, dass Chase nicht nur bei Foreman, sondern auch bei der ärztlichen Belegschaft allgemein bekannt und unbeliebt zu sein scheint. Chefchirurg Ayersman setzt ihn auf eine Stufe mit House und wünscht sich, dass das Krankenhaus beide feuern möge. Man hat den Eindruck, dass Chase keine Freunde unter den Kollegen hat – House ist der einzige, der ihn im Lauf der ganzen Ep eher in Schutz nimmt als jeder andere.

    The Mistake ist eine der wenigen Folgen, in der Chase aus Gewissenbissen heraus bis zur Selbstaufgabe handelt (was sich ähnlich wiederholt in 6-04). Schließlich wird er von Foreman zur Vernunft gebracht und bringt es fertig, mit der Patientin ein emotionales, aber ruhiges Gespräch zu führen. Er deutet an, dass er darunter leidet, sich von seinem todkranken Vater nicht verabschiedet haben zu können, schafft aber den letzten Sprung nicht, ihr zu sagen, was der wirkliche Grund seines eigenen medizinischen Versagens gewesen ist. Vielleicht hat er Angst, zu emotional zu werden, was für Chase eine Art Gesichtsverlust zu bedeuten scheint. Wir erfahren außerdem, dass Chase ein starkes Gewissen hat, das ihm manchmal im Weg steht. Obwohl er als opportunistisch gilt, wird er hier derart von Gewissensbissen geplagt, dass er willentlich seinen Job riskiert.

    Die nächsten beiden Folgen zeigen Foreman als temporären Chef der diagnostischen Abteilung, und obwohl Chase als jemand gilt, der notorisch autoritätsgehorsam ist, lässt er sich in von House zu einer heimlich ausgeführten Untersuchung überreden. In Failure to Communicate, 2-10 stellt er genau so selbstverständlich wie Cameron Foremans Autoritätsanspruch in Frage und sagt ihm später völlig korrekt auf den Kopf zu, dass Foreman die Rolle des Chefs eigentlich überfordert. Für Chase scheint House die einzige Autoritätsperson zu sein, deren Urteil er vertraut – eine Annahme, die viel später in Instant Karma, 6-05 bestätigt wird.

    In Autopsy, 2-02 erweist sich Chase als naiv und mitfühlend genug, einer neunjährigen Patientin den Wunsch nach einem Kuss zu erfüllen, was seine Kollegen bestürzt. Zugleich ist er clever genug, um in Acceptance 2-01 einem Exkurs ins Gefängnis zu entgehen, und in All In, 2-17 macht House ihm zum ersten Mal ein indirektes Kompliment, als er zielsicher dieselbe Diagnose vorschlägt, die auch House (erfolglos) vermutet hatte. In derselben Folge erleben wir auch einen latent eifersüchtigen Chase, als House sich allzu demonstrativ über Camerons Kleid begeistert. Die medizinischen Interaktionen mit House während einer risikoreichen Biopsie zeigen einen zwar widerstrebenden, letzten Endes aber kooperierenden Chase, der offenbar auf House’ Urteilsvermögen genug vertraut, um mitzugehen und seinen Chef nicht mit empörtem Protest auf die Nerven zu fallen.

    Weiterhin fällt auf, dass Chase oft allein agiert, sei es bei Hausdurchsuchungen (2-02, 2-19) oder bei medizinschen Fällen. Oft sehen wir Cameron und Foreman in Teamarbeit, Chase aber eher mit House zusammen (2-17, 2-09, 2-14). Er scheint auch recht viel Privates über seinen Chef zu wissen. Als Wilson bei House einzieht, ist er derjenige, dem House sein Leid über seinen neuen Mitbewohner klagt. In House vs. God, 2-19, führt Chase heimlich eine Strichliste und schafft es beim Endergebnis durch unbestechliche Hartnäckigkeit, dass House die Argumente ausgehen.

    In Forever, 2-22 zieht sich Chase aus der diagnostischen Abteilung selbst ab – wie sich herausstellt, nimmt er einen anderen Posten an, um mehr Geld zu verdienen, nachdem sein Vater ihn enterbt hat und er offenbar weiterhin einen teuren Lebensstil zu finanzieren hat. Das Team wirkt ohne Chase fast unvollständig und gelegentlich hilflos (House merkt selbst an, dass er Chase in seinem Team braucht, als die DDX unproduktiv zu werden droht). Auch hier erzählt Chase niemandem seiner Kollegen von den wahren Hintergründen – der einzige, der es herausfindet, ist House, indem er Chase zur Rede stellt. Scheinbar fällt es Chase leichter, seinem Chef gegenüber die Fakten aufzulegen, als gegenüber seinen Teamkollegen (was sich in Ignorance is Bliss, 6-09 auf amüsante und sehr housemäßige Weise wiederholt).

    Chase’ Enterbung sorgt jedoch später unter den Kollegen für Gesprächsstoff (Lines in the Sand, 3-04), was wohl bedeutet, dass House den Mund nicht halten konnte. Sowohl Cameron als auch Foreman sind davon unbeeindruckt und hinterfragen die Enterbung nicht. Foreman stellt lapidar fest, dass Chase nun einmal darauf getrimmt ist, kriecherisch zu sein, nachdem Cameron Chase einigermaßen herzlos und ohne wirklichen Grund beschuldigt, er hätte stets das getan, was sein Vater von ihm verlangt hat.

    Im Finale der 2. Staffel, das fast komplett in House’ Unterbewusstsein stattfindet, ist Chase der Fellow, der House’ diagnostische Ideen am schnellsten begreift und sie weiter ausführt. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass Chase mit House intellektuell auf einer Wellenlänge ist und auf ähnliche Weise denkt wie sein Mentor und House das auch durchaus bewusst ist.

    Chase/House-Tidbits: Sehr schön ist der Einbruch in Cuddys Haus (Humpty Dumpty, 2-03), während dem Chase ohne Umwege und reichlich direkt über eine Affäre von House und Cuddy mutmaßt. Obwohl er House‘ Privatleben respektiert, kommt in dieser Szene eine Art von Vertrautheit herüber, die vielleicht damit zu tun hat, dass Chase schon am längsten unter House arbeitet. Ein weiterer Hinweis darauf, dass Chase House gut zu kennen scheint, bekommen wir in 2-07, als er Cameron zu ihrem Date mit House den wertvollen Tipp gibt: „If you want something from him, jump him.“ Einen ebenfalls recht familiären Moment gibt es in 2-16, in der Chase ungefragt versucht, House‘ Mittagessen zu stibitzen – und dafür einen Klaps auf die Finger bekommt.

    #250698
    Sandy House
    Mitglied

    So, nachdem ich den ersten und zweiten Teil gelesen habe, melde ich mich auch mal zu Wort.

    Danke für diese ausführliche und treffende Charakteranalyse über Chase.:lächeln: Schade, dass die House/Chase Beziehung in späteren Staffeln mehr in den Hintergrund rückt, denn die gefällt mir.

    Super, dass du auch noch Fotos zu deiner Analyse postest.

    Ich hoffe bald noch weitere Teile lesen zu können. Chase ist ja ein interessanter Charakter, über den man viel schreiben kann.

    #250700
    Houslerin
    Mitglied

    Ich möchte mich auch mal für das bedanken, was du hier machst.
    Die Beschreibung ist sehr genau, dann die Bilder dazu…wirklich super gemacht und sehr interessant.

    Was ich persönlich sehr schade finde, ist dass die gerade begonnene Freundschaft zwischen Chase und 13 sich nun nicht mehr großartig weiter entwickeln wird. Die Szenen mit den beiden fand ich nämlich immer sehr schön.

    #250701
    Lisa Edelstein
    Mitglied

    Ich kann mich den anderen nur anschließen. Diese Charakterbeschreibung ist toll. Du analysierst das Ganze ziemlich gut und es kommt auch glaubwürdig rüber. Chase Charakter ist etwas besonderes. Schade ist nur (und das finde ich eigentlich bei allen Charakteren) dass man sie so verkommen lässt, denn aus ihnen hätte man mehr machen können (wie jetzt zum Beispiel Chase, der Arme ist ja eigentlich komplett weggerückt). Naja… wie gesagt ich finde die Charakterbeschreibung gut und finde es toll dass du das machst.

    #250702
    dyex
    Mitglied

    Super Arbeit, Chase war eine Zeitlang auch mein Lieblingscharakter.
    Ich find er hatte schon in den ersten Staffeln mehr Profil und mehr Entwicklungspotenzial als die anderen.

    #250712
    Anonym
    Gast

    Wow, vielen Dank für das positive Feedback! Ich freu mich natürlich, wenn das hier auch kommentiert und gelesen wird, und besonders freue ich mich, dass Chase für viele doch auch interessant ist und ihn vermissen. Hätte das gar nicht vermutet. :Augenzwinkern_2:


    @Houslerin
    … Obwohl ich kein Fan von den beiden als Paar bin, hatte sie ein besseres Verständnis für Chase als Cameron, und in 7-01 fand ich ihre Umarmung etwas vom nettesten, was jemals jemand für ihn getan hat. Es war einfach eine Wertschätzung von ihm als Mensch und vielleicht Freund. Zumal sein Abschiedsangebot an sie eine recht deutliche Reminisszenz an Camerons unverbindlichen Sex gewesen ist. Wie das geendet hat, wissen wir ja. Schon komisch, dass die beiden sich in S8 wohl nicht mehr begegnen werden… zumindest nicht vor der Kamera. Danke übrigens für deine netten Worte, und ich möchte dir an dieser Stelle auch mal für deine Bemühungen hier im Forum danken! Ich finde deine Art, zu schreiben, sehr sympathisch.

    Hier kommt jetzt also der dritte Teil zur dritten Staffel!

    Teil 3

    Zwei Handlungsbögen machen für Chase die dritte Staffel aus: die Beziehung zu Cameron und die Geschichte um Detective Tritter.

    In medizinischer Hinsicht hat Chase einen besonderen Fall, bei dem sein Umgang mit einem kleinen Patienten thematisiert wird, der von seinen Eltern nicht sonderlich viel Unterstützung und Vertrauen erfährt (Cane and Able, 3-02). Vielleicht sieht Chase etwas von sich selbst in dem unverstandenen Jungen, denn er setzt sich auffallend für ihn ein und versucht sogar, zwischen ihm und den Eltern zu vermitteln. Eine weitere Eigenschaft von Chase wird dabei deutlich: auch, wenn der Patient sich scheinbar irrational verhält, nimmt Chase ihn ernst und macht ihn nie lächerlich oder stellt seine Ängste oder Überzeugungen in Frage (siehe auch Don’t ever change, 4-12, Here Kitty, 5-18 und 6-07 Teamwork). Es wäre möglich, dass hier etwas von seiner ursprünglichen Berufswahl zum Tragen kommt, denn es fällt auf, dass er an die meisten Fälle vorbehaltlos und ohne zu urteilen herangeht – abgesehen von den Ausrutschern mit den Suchtkranken.

    In Informed Consent, 3-03 spricht Chase erstaunlich salopp über Sterbehilfe. Er ist aber auch derjenige, der House bei der Suche nach der Diagnose ohne weiteres unterstützt. Warum er sich mit solcher Lässigkeit über ein Thema äußert, über das er im Priesterseminar ausführliche Lektionen bekommen haben muss, ist erst einmal unverständlich. Es ist aber denkbar, dass er diese Haltung einnimmt, weil er von House’ eigener Einstellung weiss, der in Lock Down, 6-17 einen Patienten erlöst und es laut Wilson schon vorher getan hat. Es ist also nicht ganz unwahrscheinlich, dass Chase sich auf House bezieht, als er von Ärzten spricht, die Sterbehilfe praktizieren, und indirekt damit andeutet, dass er dessen Vorgehensweise zumindest akzeptiert. Zugleich könnte Chase’ spätere Beichte in Brave Heart, 6-06 mit den Ereignissen um Ezra Powell in Verbindung gebracht werden: der Gedanke, als Arzt die (theoretische) Macht über Leben und Tod zu haben, scheint für den eher autoritätsgehorsamen Chase ein faszinierender Gedanke zu sein.

    Als House mit einem Vergewaltigungsopfer konfrontiert wird, geben Cameron und Foreman ungefragt zwei gegensätzliche Meinungen ab – Chase, der sich wie so oft zurückhält, rückt mit seiner Unentschiedenheit erst heraus, als House ihn direkt darauf anspricht. Es ist zumindest interessant, dass jedes persönlichere Thema zwischen House und Chase meist ohne Zeugen stattfindet – als würden sie gegenseitig ihre Zurückhaltung respektieren. Chase zeigt in diesem heiklen Fall dieselben Unsicherheiten wie sein Mentor und ist ihm darum auch keine große Hilfe, doch ihr kurzes Gespräch zeigt einmal mehr eine Art von gegenseitigem Respekt, der Chase von seinen Kollegen unterscheidet.

    In der 3. Staffel zeigt Chase erste Ansätze von Emanzipation gegenüber House. Zwei Schlüsselfolgen dafür sind Finding Judas, 3-09 und Airborne, 3-18, in denen Chase jeweils die endgültige Diagnose ohne House’ Unterstützung findet. House seinerseits findet die richtige Diagnose seines Patienten im Flugzeug mit Hilfe des Jungen, den er als Chase-Ersatz anheuert. Es ist eine nette Geste von House, als er den Jungen auffordert, ihm seine Bewerbung zu schicken – und indirekt vielleicht ein Kompliment an Chase.

    Obwohl Chase selten offen Stellung dazu bezieht, gewinnt man den Eindruck, dass ihm House’ Schmerzproblem nahe geht. Er ist es, der am ehesten bereit ist, House’ Medikamentenverbrauch gegenüber den Kollegen zu verteidigen. Seine Freude über einen schmerzfreien House verleitet den sonst so zurückhaltenden Chase sogar zu einem freundschaftlichen Schulterdruck (Meaning, 3-01), und wann immer House unter einer Schmerzattacke leidet, ist er es, der die damit verbundene Ruppigkeit am ehesten entschuldigt (Detox 1-11, Under my Skin, 5-23). Man hat den Eindruck, dass Chase sich besser in House’ Psyche zurechtfindet als die meisten, denn im Gegensatz zu den Kollegen macht er ihm nie den Vorwurf, drogenabhängig und/oder unzurechnungsfähig zu sein.

    Das Misstrauen, das Chase von seinen Kollegen nach wie vor erfährt, zeigt sich erneut in dem Fall, als Detective Tritter versucht, das Team zu einer Aussage gegen House zu bringen. Selbst House verwehrt ihm ein klärendes Gespräch, als Chase seine Unschuld beteuern möchte. Vielleicht ist er sauer, weil Chase sich weigert, ihm Vicodin zu verschreiben; etwas, was er in der Vergangenheit offenbar hin und wieder getan hat. Durch seine Schmerzen und Entzugsprobleme abgelenkt, verliert House die Beherrschung und schlägt Chase nieder, als dieser eine falsche Entscheidung von ihm erkennt und mit der richtigen Diagnose Schlimmeres verhindert. Es ist denkbar, dass House ihn nicht nur aus reinem Reflex schlägt: ohne seine Rationalität scheint er dazu zu neigen, Chase als Konkurrenten zu sehen, der früher oder später ähnliche oder genau so brillante Diagnosen abliefert wie er selbst, und das lässt sich bei seinem Ego nur schwer verkraften. (Eine erneute Attacke gegen Chase findet sich in A House Divided, 5-22, wo House – ebenfalls ‚außer sich’ sogar dessen Leben gefährdet. Auch dort impliziert sein Verhalten Eifersucht.)

    Chase bleibt House gegenüber in Sachen Tritter loyal, doch der Schlag ins Gesicht ist nicht nur wortwörtlich einer. Gegenüber Wilson äußert er, es endgültig aufgegeben zu haben, um House’ Anerkennung zu kämpfen. Obwohl Chase sich scheinbar daran gewöhnt hat, kein Lob zu erwarten, trifft House’ Schlag tiefer als nur seinen Kiefer, und die Enttäuschung darüber ist zumindest nachvollziehbar. Es ist bemerkenswert, dass er nur wenige Folgen später vergeben und vergessen hat, wie seine ehrliche Umarmung für den todkrank geglaubten House in Half Wit, 3-15 beweist.

    Diese Szene ist für mich eine der schönsten im gesamten Verlauf der Serie, so dass ich es nicht lassen kann, auf eine (kurze) Fanfiction zu verweisen, die aber mit sehr viel Gespür für beide Figuren und ohne Pathos geschrieben wurde und die alles sagt, was man darüber schreiben kann. Finden kann man sie hier (leider nur auf Englisch).

    Anfangs gibt sich Chase Mühe, sein Wissen – und damit seine Sorge – um House’ vermeintlicher Krankheit zu verbergen. Es ist auffällig, dass der sonst so distanzierte Chase hier die Tränen kaum zurückhalten kann, als er seinem Mentor gegenüber steht. Es gibt keine Vorwürfe, Erklärungen oder Ratschläge, keine Sentimentalitäten oder falsche Ermutigungen über House’ Gesundheitszustand. Nach dem Verlust der Eltern, von denen er sich nicht verabschieden konnte und die ihm sein Leben lang nicht wirklich Eltern gewesen sind, scheint Chase ähnliche Gefühle auf House zu projizieren: er ist der einzige Mensch, der sich – wenn auch auf nicht immer unbedingt angenehme Weise – für Chase interessiert, und der bevorstehende drohende Verlust scheint Chase empfindlich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Tränen zeigt er nur zwei Mal im Lauf der Serie; beide Male tut er es vor House. Als Chase House allein im Büro antrifft, vermutet House anfangs eine mechanische Geste, doch Chase lässt sich davon nicht beirren, stellt ihn sogar zur Rede, weshalb er seine Gefühle ihm gegenüber nicht als wertvoll und echt erachtet. Die Frage ist einer der Schlüssel zu House’ Charakter, und Chase erkennt das instinktiv. Indem House die Gefühle anderer ihm gegenüber als trivial abtut, schottet er sich vor ihnen ab. Vielleicht tut er das, weil er wie Chase weiss, wie leicht man sich dadurch verletzlich macht oder Mitleid erfährt.

    In gewisser Weise handelt Chase sehr erwachsen, weil er House mit einer Gegenfrage die Stirn bietet und dann seinen Vorsatz einer Umarmung tatsächlich durchführt. Es ist einer der wenigen Momente, in denen House buchstäblich entwaffnet wird. Zuerst wiederstrebend und mit einer zweideutig eindeutigen Bemerkung versucht er, sich Chase buchstäblich vom Hals zu halten. Es scheint aber, als ob House die ehrliche Verzweiflung in dieser Geste spürt und es nicht über sich bringt, Chase von sich zu stossen. Es ist typisch House, wie er die Umarmung auflöst, doch er bringt es immerhin über sich, einen Dank vor seinem raschen Abgang auszusprechen. Es ist möglich, dass ihm während Chase’ offensichtlichem Kummer ein schlechtes Gewissen überfällt – etwas, was bei House nicht oft zu beobachten ist.

    Während Chase sich von House zunehmend emanzipiert, beginnt die Zweckbeziehung zu Cameron, in der sie die Bedingungen diktiert und ihre rein sexuelle Zusammenkünfte mit Mikrowellenpizza gleichsetzt (wer jemals eine hatte und den Vergleich zu einer richtigen Pizza hat, hätte sich denken können, dass Chase nicht ‚das Wahre’ für Cameron gewesen ist).

    In Top Secret, 3-16 arrangiert sie Sextreffen während der Arbeitszeit. Als Foreman Morgenluft wittert, streitet sie alles ab, was Chase sichtlich verletzt, doch er lässt sich von ihren Argumenten schließlich mehr oder weniger überzeugen. Später erwischt House die beiden in der Abstellkammer. Chase kommt nicht ganz grundlos auf die Idee, dass dieses Stelldichein geplant war und Cameron womöglich darauf spekuliert hat, gesehen zu werden, verzichtet aber darauf, diese Spur weiter zu verfolgen. Vielleicht möchte er lieber daran festhalten, dass es nicht so ist, aber die Zweifel bleiben.

    Trotzdem gibt er nicht auf und versucht es mit romantischen Gesten, als er ihr in Act your Age, 3-19 einen Blumenstrauß schenkt. Cameron lässt jedoch keinen Zweifel darüber, dass ihre Gefühle ihm gegenüber keinesfalls tieferer Natur sind. Es ist vor allem Chase’ Hartnäckigkeit zu verdanken, dass er Cameron am Ende der Staffel für sich zu gewinnen scheint – doch das Glück steht durch ihre gesamte Beziehung hindurch auf sehr wackeligen Füßen.

    In The Jerk, 3-23 durchschaut Chase als einziger House’ Klinik-Intrigen und bekommt dafür ein selten offenes Wort der Anerkennung. Wieder scheint sich Chase während des Gesprächs auf einer Ebene mit House zu befinden; von Ergebenheit oder falscher Zurückhaltung ist nichts darin zu sehen. Stattdessen bringt House ihm einen gewissen Respekt entgegen, indem er sich überhaupt auf die Unterhaltung einlässt.

    Obwohl Chase beruflich unter House steht, ist er einer wenigen, der mit House offen und dabei ohne selbstgerechte oder empörte Worte reden kann. House scheint das auf seine Art zu schätzen, indem er Chase am Ende der Staffel scheinbar grundlos entlässt mit der Begründung, er sei am längsten bei ihm gewesen und habe entweder nichts oder alles gelernt, was es zu lernen gibt.

    Die Entlassung schockiert Chase zunächst, da sie aus heiterem Himmel kommt. Seine Art, damit fertig zu werden, ist höchst sympathisch. Er geht in ein Restaurant und zieht ein Resümee, das vielleicht seinem Charakter am gerechtesten wird: von Cameron gefragt, stellt er fest, dass der Job unter House das Beste ist, was ihm je passiert ist – und dass auch seine Entlassung das beste sein wird.

    Ich denke, das bringt Chase’ Entwicklung zu Ende der 3. Staffel auf den Punkt. Er ist nicht enttäuscht oder bitter, ergeht sich nicht über Dinge, auf die er keinen Einfluss hat oder die nicht zu ändern sind: im Gegenteil, er schaut nach vorne. Chase ist ein Überlebenskünstler, der seinen Weg machen wird, und House scheint das von Anfang an in ihm gesehen und gefördert zu haben. Als er so weit ist, entlässt House ihn aus seiner ‚Obhut’. Chase ist jetzt das, was House aus ihm und seinen Anlagen machen konnte: er ist ein guter Mediziner, der eigene Entscheidungen treffen kann, ohne vor Autoritäten zu kuschen, und er ist reif genug, um die Entlassung ( und damit House’ ‚Ablehnung’) zu verstehen und zu verkraften. Nachdem Chase von einem unsicheren, komplexbeladenen jungen Mann zu einem selbstbewussten Mediziner gereift ist, stößt House ihn ins Haifischbecken – aber nicht eher.

    Die Entscheidung, ausgerechnet Chase zu feuern, ist also eine sehr rationale und in House’ Augen gerechtfertigt. Es ist vielleicht auch eine Art Reifezeugnis, das er Chase damit ausstellt, und damit ein sehr housemäßiger Ausdruck von Anerkennung.

    Die Staffel endet für Chase mit einem vorläufigen Happy End und der endgültigen Loslösung von House. Inwiefern sie erfolgreich gewesen ist, zeigen die weiteren Staffeln.

    #250747
    Anonym
    Gast

    Teil 4

    Hollywoodreifer Auftritt für Chase zu Beginn der 4. Staffel: wie in einer Liebesschnulze erscheint er beim Vorbeilaufen in Zeitlupe an House’ Büro. Während House zunehmend an eine Wahnvorstellung glaubt, erfahren wir bald, dass Cameron und Chase entgegen ihren ursprünglichen Plänen zurück am PPTH sind, jetzt aber in anderer Mission: Chase ist Chirurg, Cameron arbeitet in der Notaufnahme. Es ist verwunderlich, dass beide noch da sind. Man möchte spekulieren, dass Cameron die treibende Kraft dahinter gewesen ist, denn während Chase nach seiner Entlassung bereit für Neuland ist, wird in S4 und S5 mehr oder weniger deutlich, dass Cameron weiterhin eine Schwäche für House hat.

    Chase hat gleich zu Beginn eine richtige Sternstunde. In The Right Stuff, 4-02 stellt er von der OP-Galerie aus die richtige Diagnose (was wirklich verblüffend ist, gemessen daran, dass er keinen Kontakt zur Patientin hatte und House ein Team von geschätzten dreißig Jungmedizinern um sich geschart hat). In dieser Szene spielt sich viel in den Augen und Gesten von Chase und House ab. Während Taub besorgt anfragt, ob das „Milchgesicht“ auf der Galerie nun den Job bekommt, sehen wir in House’ Blick zur Galerie eine unausgesprochene Frage, die von Chase mit einem fast bedauernden, aber entschiedenen Kopfschütteln beantwortet wird. Er hat seine Zeit unter House abgesessen, aber es scheint klar, dass er sie auch zumindest teilweise genossen hat. House beantwortet Taubs Frage nach Chase’ unmissverständlicher Absage in der gewohnten Barschheit, aber es ist ziemlich eindeutig, dass ein Nicken von Chase genügt hätte – zumal sein neuer Chirurgenstatus für House ein Schritt nach unten auf der Karriereleiter ist.

    Chase scheint aber als Chirurg zufrieden zu sein; es passt zu seinem Charakter, weil er wenig mit den Patienten zu tun hat und nicht vorwiegend im Team arbeiten muss (dass Chase kein ausgesprochener Teamplayer ist, zeigt sich auch später, als er kaum persönlichen Kontakt zu seinen Kollegen pflegt).

    In 97 Seconds, 4-03 zeigt sich Chase von der Hinterlistigkeit von Amber Volakis dermaßen beeindruckt, dass er eine unerlaubte Prozedur für sie durchführt, was ihr einen Vorteil verschafft. House stellt Chase daraufhin zur Rede, doch der reagiert gelassen. Es ist amüsant, dass er ihm im Fall von Frust vorschlägt, seinen Anrufbeantworter damit zu behelligen, und er schafft es, House sprachlos zurückzulassen.

    Staffel 4 hebt die Beziehung zu House auf eine andere Ebene. Er ist nun nicht mehr Chase’ Vorgesetzter, doch das hält diesen nicht davon ab, einen Wettpool mit Chase zu eröffnen, bei dem sie beide – und zwar nur sie beide – profitieren (Mirror, Mirror, 4-05). Es ist interessant, dass House Chase hier zu seinem ‚Partner in Crime‘ macht.

    Zudem führt Chase jetzt auch gerne mal riskante oder grenzwertige OPs für House durch (Games, 4-09, The Itch, 5-07, The Social Contract, 5-17, A House Divided, 5-22). Vermutlich ist es die Lust am Risiko und ein gewisser Kick, mit House Grenzen zu überschreiten – etwas, dem Chase offenbar immer wieder nicht widerstehen kann. Wie House auch, scheint Chase kein Mediziner zu sein, der sich streng an die Regeln hält.

    In Don’t ever change, 4-12 macht House Chase eines seiner gewohnt liebevollen Komplimente. Sein eher sarkastischer Ton, wenn er Chase Anerkennung ausdrückt, wird konstant über die Serie beibehalten, doch sie scheinen nicht ganz so ironisch gemeint zu sein, wie sie sich anhören: Chase hat tatsächlich hin und wieder house’sche Geistesblitze. Wie House auch, scheint er nicht nur über ein enzyklopädisches Wissen zu verfügen, sondern auch über eine Rafinesse, die House bereits früher zu nutzen sucht (Acceptance, 2-01, One Day, One Room, 3-12, Words and Deeds, 3-11).

    Das scheint auch seine Motivation zu sein, als er Chase zum Bowling mitnimmt (No more Mr. Nice Guy, 4-13). Es ist keine freundschaftliche Geste und auch keine Wilson-Ersatz-Suche, weil dieser nach House’ Ermessen zu viel Zeit mit seiner neuen Freundin verbringt. Das Gespräch der beiden dreht sich nämlich um genau dieses Problem, und die Schlagfertigkeit und der Witz, mit denen es vorangetrieben wird, ist sehr erheiternd. Nachdem Chase seinen Zweck als Ideenlieferant erfüllt hat, lässt House ihn – sichtlich verdutzt – stehen. Trotzdem fällt in dieser Szene eine Lockerheit auf, die sich stark von den ersten Staffeln abhebt (ich bin mir sogar fast sicher, dass Chase House einen kumpelhaften Schubser verpasst – leider ist die Kamera zu nahe dran, um es genau zu sehen).

    In derselben Folge erleben wir eine Krise zwischen Chase und Cameron, als ein Syphilisverdacht bei House für Chase die Frage nahelegt, ob er noch gesund ist oder womöglich über seine Freundin angesteckt wurde. Eigentlich eine unpassende Frage, die zudem leicht zu beantworten wäre, doch Cameron ist entweder zu eingeschnappt oder zu stolz, um vor dem Team zuzugeben, nicht mit House geschlafen zu haben. Jedenfalls zeigt es deutlich, dass Dinge zwischen den beiden keineswegs rosig sind und Chase unter – durchaus berechtigter – Eifersucht und Unsicherheit leidet, wie sich viel später herausstellt.

    In Living the Dream, 4-14 und Last Resort, 5-09 verweigert Chase den Befehl von oben, auf House ‘aufzupassen’. Es ist unwahrscheinlich, dass er es aus purer Lustlosigkeit tut. Vielleicht hält er es einfach nicht für erforderlich, House wie ein kleines Kind unter Aufsicht zu halten oder sich da einzusetzen, wo House ihn nicht ausdrücklich um seine Unterstützung nötigt.

    Die ausführlichste Szene bekommt Chase in House’s Head, 4-15, als er House hypnotisiert. Es ist schön, zu beobachten, wie gelassen und sicher er das macht, obwohl es nicht für ihn zur Routine gehört, und auch die Bereitwilligkeit, mit der sich House auf die Behandlung einlässt, ist bemerkenswert. Als House jedoch später zu stärkeren Geschossen greift und ein Alzheimermedikament schluckt, um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, wirkt Chase leicht frustriert – vielleicht, weil hier für ihn angedeutet wird, dass House seine Kompetenz anzweifelt.

    In der 5. Staffel sieht man Chase vornehmlich für zehn Sekunden in Scrubs verpackt im OP stehen, bis das Drama erneut seinen Lauf nehmen darf: Chase und Cameron haben nämlich richtig echte Probleme, die jetzt endlich mal aufgerollt werden müssen. Es handelt sich dabei vornehmlich um Bindungsängste, eingefrorenes Sperma und „Will they/won’t they“, eben wie im richtigen Leben.

    In The Itch, 5-07 erfahren wir etwas über Chase’ Privatleben, nämlich, dass der Zustand seiner Wohnung laut Cameron entweder der eines Teenagers oder einer Müllkippe gleichen muss. Oder beides. Verwunderlich angesichts der Tatsache, dass er stets gebügelte Hemden mit Krawatte getragen hat und seine Einträge penibel macht (Teamwork, 6-07).

    Gleichzeitig kommt heraus, dass sich die beiden immer nur in seiner Wohnung treffen. Außerdem sind die zwei immer noch nicht verlobt. House, den solche Details brennend interessieren, diagnostiziert Kontrollzwang und Bindungsängste. Als Cameron dem nachgeht, kommt heraus, dass Chase nicht mal eine Schublade für seine Ersatz-Short-Shorts hat und sich deswegen von Cameron ausgeschlossen fühlt.

    In seiner Beziehung zu Cameron fällt auf, dass Chase hartnäckig und geduldig zugleich ist. Obwohl er nach wie vor vermutet, dass Cameron eine Schwäche für House hat und sogar Cuddy nach ihrer Meinung diesbezüglich fragt, bleibt er beharrlich am Ball. Man könnte glauben, dass er sich gern an Personen bindet, die ihm keine eindeutige Zuneigung entgegenbringen oder unfähig sind, sie ihm zu zeigen (sein Vater, House, in gewisser Hinsicht auch sein ‚Versagen‘ im Glauben). Aufgrund seinem offensichtlichen Wunsch, geliebt und akzeptiert zu werden, klammert er sich an andere, in der Hoffnung, irgendwann wird ihm die Gunst des Objekts seiner Begierde zuteil. Es ist, als ob er ständig gegen alle Zweifel darum kämpft und dabei vielleicht den Blick für die Realität verliert.

    Cameron gibt ihm mehr oder weniger zarte Hinweise, dass sie nicht wirklich bereit für eine ernsthafte Beziehung mit ihm ist. Sie verschiebt einen sorgfältig von ihm geplanten Wochenendtrip (Saviors, 5-21), erzählt ihm von dem tiefgefrorenen Sperma ihres ersten Mannes (Under my Skin, 5-23), und läuft sogar zu House, um ihn über Chase’ romantische Vorstellung von Liebe aufzuklären und sich (ausgerechnet von House!) Tipps zu holen in Sachen Partnerberatung („Wie sag ich’s ihm, ohne ihn zu verletzen?“). Es wird ziemlich offensichtlich, dass Cameron nicht willens ist, Chase zu heiraten, doch der will oder kann die Anzeichen nicht sehen.

    Als Cameron in 5-21 geheimniskrämert und nicht mit dem Grund für ihre Distanziertheit herausrücken will, geht Chase aufs Ganze und macht mit ihr Schluss. Er wirkt sehr verletzt in ihrem Gespräch, und Cameron gibt ihm am Ende – vielleicht aus Mitleid und Schuldgefühlen – die Chance, seinen Antrag zu machen.

    Die Versöhnung und der Antrag sowie Chase’ Erklärung für Camerons Wunsch, das Sperma ihres toten Mannes zu behalten, ist romantisch, aber es ist wahrscheinlich, dass beide sich hier gegenseitig (und sich selbst) täuschen. Es entledigt Cameron einer eigenen Erklärung und gibt Chase einen Grund, Camerons Verhalten zu entschuldigen. Camerons Motivation, Chase davon zu berichten, ist ein anderer als der, den Chase ihr liefert – und er liefert ihn deshalb, weil es tröstlicher und bequemer für ihn ist, als sich mit der Wahrheit auseinanderzusetzen. Die Autorin Doris Egan gibt dazu folgendes Statement: „Chase hat die ‚House’-Schule abgeschlossen; er hat die Frau seiner Wahl umworben und erobert. Aber in sich drinnen hat er eine tief verankerte Furcht, die er einfach nicht abschütteln kann. Chase befürchtet, Camerons zweite Wahl zu sein. Er weiß, dass sie eine Schwäche für House hat; er weiss, dass sie schon einmal verheiratet war; wo ist sein Platz in dem allem? Ist er der Kerl, der verfügbar ist, weil es die anderen nicht (mehr) sind? Und nun will sie das Sperma eines Toten behalten, zieht das der Heirat mit ihm vor? Was sagt ihm das?“ (Quelle: Chasing Zebras, Barbara Barnett.)

    Da Chase weder naiv noch dumm ist, denke ich, dass er diese ‚Degradierung’ zumindest halbwegs bewusst in Kauf nimmt. Trotzdem hängt er so sehr an der Vorstellung einer romantischen Liebe und glücklichem Familienleben, dass er jeden Zweifel über Bord wirft – was angesichts seiner eigenen Kindheit nicht wirklich verwunderlich ist. Er ahnt vielleicht, dass Cameron ihm die Storysperma erzählt hat, nur um ihm einen Grund zu geben, die Hochzeit abzusagen. Ähnliches vermutet schon House, der Cameron auf den Kopf zusagt, sie würde Kutners Selbstmord als Vorwand benutzen, um Chase dazu zu bringen, ihre gemeinsamen Zukunftspläne fallenzulassen.

    Wenn Cameron ihm später gesteht, dass sie Probleme hat und nicht sicher ist, ihn je geliebt zu haben (6-17), sagt sie ihm wohl zum ersten Mal die schonungslose Wahrheit. Camerons Bindungsprobleme werden schon früher thematisiert, als House ihr sagt, sie sei hauptsächlich deswegen verliebt ihn in, weil er ein Krüppel ist (1-20), und in einem Gespräch mit Foreman, in dem er ihre erste Ehe mit der seiner Eltern vergleicht: ihre Verpflichtung war zeitlich begrenzt, während eine lange Ehe viel Arbeit erfordert, die sie erst investieren muss, bevor sie darüber mitreden kann, was die Ehe bedeutet (3-01).

    Es fällt auf, dass es – bis auf das Ausräumen einer Schublade in Camerons Wohnung und dem Antrag – kaum romantische Szenen zwischen den beiden gibt. Viel öfter sehen wir sie über ihre Beziehung argumentieren, in denen Cameron sich distanziert und unentschlossen und Chase sich allzu gutmütig gibt.

    Für sein Glück mit Cameron scheint ihm kein Opfer zu groß. Während sie passiv bleibt, arrangiert Chase einen Kurzurlaub, bereitet einen Antrag vor, spricht von einer Familie und Kindern und versichert ihr – der kleine Romantiker! – ewige Treue. Vielleicht geht Cameron das zu schnell, doch sie spricht nicht mit ihm darüber, womöglich aus Angst, ihn zu verletzen.

    In A House Divided, 5-22 besteht House darauf, Chase’ Junggessellenabschied zu organisieren. Es ist auffällig, wie viel Energie und Kunstfertigkeit House in die Planung dieses Ereignisses steckt. Obwohl sonst nicht sonderlich hilfsbereit, übertrifft er sich selbst und besteht förmlich darauf, die Party auf die Beine zu stellen. Selbst Wilson und die „soon to be second-prettiest Dr. Chase“ können ihn davon nicht abhalten.

    Chase genießt die ungewohnte Aufmerksamkeit seines ehemaligen Chafs sichtlich; es ist das erste Mal in der Serie, dass wir ihn ausgelassen erleben. Beinahe endet die Feier tragisch: Auf dem Höhepunkt der Party erleidet er einen allergischen Schock, und House erkennt, dass sein Unterbewusstsein um das Risiko gewusst hat.

    Es ist nicht ganz klar, ob House Chase aus Eifersucht schaden wollte. Es könnte aber durchaus sein, dass er ihn beneidet. Chase hat jetzt das erreicht, nach dem House zu suchen scheint: eine Partnerin, ein Familienleben, eine aussichtsreiche Zukunft ohne Schmerzen oder seelische Qualen.

    Die Hochzeit von Cameron und Chase findet statt, trotz ungünstiger Vorzeichen und vieler ungeklärter Fragen zwischen dem jungen Paar. Romantische Verklärtheit und der (vielleicht egoistische?) Wunsch nach einer Familie und endlich Geborgenheit bei Chase, allzu mitfühlendes Entgegenkommen und Passivität bei Cameron – wie lange das gut geht, sehen wir in Staffel 6.

    #250920
    Anonym
    Gast

    Teil 5

    Chase und Cameron kehren überraschend zurück in die diagnostische Abteilung, nachdem Foreman dort die Macht übernommen und die Kollegen vergrault hat. The Tyrant, 6-04, markiert das Anfang vom Ende für die junge Ehe, nachdem Chase eine Diagnose fälscht, der Patient daraufhin ins Gras beisst und damit für Schuldgefühle bei Chase sorgt, die ihn und die Ehe arg belasten.

    6-04 und die Folgen zeigen viele Facetten von Chase, die auch schon vorher angedeutet wurden. So ist er anfangs um Neutralität bemüht. Er will sich nicht einmischen in die persönlichen und politischen Ziele des Patienten. Es scheint, als würden ihn die Umstände mehr und mehr zwingen, Stellung zu beziehen: Camerons Unwillen zu helfen, ein verzweifeltes Kriegsopfer, Dibalas anfangs besänftigende und schließlich martialische Reden, in denen er sein wahres Gesicht offenbart. Chase ist derjenige, der mit all dem ungefiltert konfrontiert wird; wieder mal ist er es, der den Patienten fast allein behandelt, und dadurch am meisten über ihn erfährt. Ist er anfangs vom Charisma des Politikers durchaus beeindruckt, so muss er im Lauf der Folge mehr und mehr erkennen, dass Dibala eine Bestie ist und nicht zögert, unzählige Menschenleben für seine politische Macht zu opfern.

    Es erstaunt zuerst ein wenig, dass ausgerechnet Chase derjenige ist, der sich zum Handeln entschließt; andererseits wird er extrem unter Druck gesetzt, und in diesen Momenten scheint er fähig, seinen Selbsterhaltungstrieb hintenanzustellen.

    Wie er es jedoch tut, ist typisch Chase, weil sehr raffiniert und um die Ecke gedacht: er fälscht auf Verdacht eine Blutprobe. Es ist zumindest interessant, dass er dieselbe Diagnose benutzt, die House dem Team vorschlägt (Sklerodermie), und diese letztendlich zum Tod des Diktators führt. Indirekt zweifelt er damit House’ Diagnose an – oder er könnte annehmen, dass House Sklerodermie deswegen ins Spiel bringt, weil der Patient daran sterben kann. Denn selbst für House’ Verhältnisse ist die Begründung der Diagnose dürftig und wenig überzeugend – so wenig, dass Foreman mit seiner Autorität und einem Gang zu Cuddy droht.

    Offenbar ist sich Chase bis zuletzt nicht sicher, ob sein Plan aufgeht. Als Dibala unter den Händen des Teams stirbt, wirkt er entsetzt und fassungslos; vielleicht hat er nicht wirklich mit den Konsequenzen gerechnet und wird sich erst in diesem Moment bewusst, dass er tatsächlich ein Menschenleben auf dem Gewissen hat. Was ihn jedoch mehr zu belasten scheint, ist, dass er mit niemandem – nicht einmal mit seiner Frau – darüber reden kann. Als er zur Beichte geht (Brave Heart, 6-06), ist es nicht die Bekenntnis zur Schuld, die ihn dorthin treibt, sondern der Wunsch nach Absolution und die Bestätigung, dass sein Handeln gerechtfertigt war.

    Über lange Zeit quält Chase sich mit seinem Geheimnis. Als Foreman einen Vortrag über den Fall halten soll, sucht Chase nach Auswegen in Notlügen; hier wiederholt sich seine Neigung, Dinge durch Täuschungen zu verschlimmern. Als er den Druck nicht mehr aushält, versucht er, Cuddy eine Erklärung für die falsche Diagnose zu liefern, die die Schlinge jedoch womöglich noch fester um seinen Hals legen würde. Es ist denkbar, dass House diese Kurzschlusshandlung vorausgesehen hat und sie im letzten Augenblick verhindert. Überhaupt scheint House bestens im Bilde zu sein, was den Tod von Dibala betrifft; vielleicht ist es nur Chase’ Verhalten, das ihn annehmen lässt, was sich abgespielt hat. Es würde bestätigen, wie fähig er ist, andere zu durchschauen.

    House ist es auch, der Chase’ Kopf aus der Schlinge zieht. Von Chase gefragt, warum er es getan hat, erhält er die kryptische Antwort: „Besser ein Mord als eine Fehldiagnose.“

    Zwei Dinge impliziert seine Antwort: erstens, der ‚Mord’ an einem Diktator lässt House relativ kalt. Vielleicht ist er von Chase’ raffinierter Tat sogar irgendwie beeindruckt wie im Fall der mörderischen Ehefrau in Clueless, 2-15. Jedenfalls gibt er zu keinem Zeitpunkt ein Statement über ‚Richtig oder Falsch’ ab. Zweitens, seine anfänglich falsche Diagnose für Sklerodermie lässt sich durch von Dibala eingenommene Betablocker rechtfertigen – die Diagnose und der tödliche Ausgang lassen sich also mit Fakten untermauern. Damit bleibt der Abteilung der Vorwurf eines Kunstfehlers erspart, denn die Erklärungen finden sich in der Vorgeschichte des Patienten.

    Obwohl die unmittelbare Gefahr damit abgewendet ist, kommt Chase nicht damit klar, das Geheimnis für sich zu behalten. Er schottet sich vor Cameron ab, die eine Affäre vermutet. Es ist wahrscheinlich, dass Chase ahnt, was ein Geständnis bedeuten würde. Camerons moralische Ansichten sind stärker als ihre Fähigkeit, zu vergeben. Chase sagt zu Foreman, dass ein Geständnis ihre Beziehung für immer verändern und belasten würde (Known Unknowns, 6-05). Absolute Offenheit scheint also immer noch ein Tabu in ihrer Ehe zu sein – vor allem, wenn dabei unschöne Tatsachen zur Sprache kommen. Was in der Beziehung fehlt, ist gegenseitiges Vertrauen. Es scheint, als ob Chase lieber die Fassade einer glücklichen Ehe aufrecht erhalten will, als ehrlich gegenüber seiner Frau zu sein. Vielleicht ahnt er auch, dass er sie verlieren wird, wenn er vorbehaltlos ihr gegenüber ist, und möchte das unter allen Umständen verhindern.

    Schließlich schafft er es aber doch, ihr die Wahrheit zu sagen. Cameron ist geschockt und entzieht ihm ihre Hand. Später behauptet sie, ihm zu vergeben, fängt aber sofort damit an, ihre moralische Überlegenheit ihm gegenüber auszuspielen: überzeugt davon, dass House schuld am Fehlverhalten ihres Mannes ist, will sie PPTH verlassen. Durch Anschuldigungen manipuliert sie Chase, ihren Plänen zuzustimmen. Dieser ist zu erleichtert, um zu widersprechen, doch sein Gesichtsausdruck zeigt zumindest, dass er weiss, wie sehr er von jetzt ab in ihrer Hand ist.

    In Teamwork, 6-08, greift House rigoros in das Geschehen ein. Er konfrontiert zuerst Cameron und dann Chase über ihre wahre Motivation, hält den Weggang für eine Flucht vor den Tatsachen, die nach wie vor zwischen den beiden stehen. Während Cameron fest an ihrer Überzeugung hält, Chase sei von House vergiftet und müsse vor ihm ‚gerettet’ werden, bringt Chase dank House’ Intervention den Mut auf, Cameron zur Rede zu stellen. Die offene Konfrontation führt zum endgültigen Bruch, und Cameron verlässt PPTH ohne Chase.

    Es ist wahrscheinlich, dass nicht nur House, sondern auch Chase dieses Ende vorausgesehen hat. Bereits davor bittet er House, ihn im Team zu behalten. Es ist, als ob er verzweifelt nach einer Sicherheit sucht, die er in seiner zerbrechenden Ehe nicht finden wird. Vielleicht ist House der einzige Mensch, dem er wirklich vertraut.

    Die Enttäuschung über die gescheiterte Ehe veranlasst Chase’ Kollegen zur Sorge, doch er schmettert ihre Bemühungen nach House-Art ab. In Ignorance is Bliss, 6-09, stellt sich House als Ventil zur Verfügung, indem er Chase kein Mitgefühl entgegenbringt, sondern Provokation. Der Schwinger, den er kassiert, hat er vorausgesehen und sogar, wie ich glaube, bewusst in Kauf genommen. Chase, der von Anfang an ein Problem damit hat, Gefühle herauszulassen, reagiert hier zum ersten Mal so, wie House es erwartet, und sein Gefühlsausbruch scheint ihn sogar ein bisschen stolz zu machen, denn er nimmt Chase daraufhin in Schutz vor Konsequenzen. Vielleicht ist es auch ein wenig schlechtes Gewissen.

    Chase’ Entschuldigung und Erklärung widerspricht dem aber. In dem kurzen Gespräch auf dem Flur wird deutlich, dass Chase ihm nichts nachträgt und ihm nicht, anders als Cameron, die Schuld für das Scheitern der Ehe gibt. Es ist einer der Momente, in denen erneut eine verblüffende Offenheit stattfindet zwischen Chase und House, und sie ist ehrlich und humorvoll zugleich. Der gegenseitige Respekt, den die beiden sich entgegenbringen, wird in dieser Szene erneut deutlich. Es ist erfrischend, dass House sich indirekt ebenfalls Sorgen um Chase macht, doch er akzeptiert auch dessen Wunsch, mit seinem Kummer allein und auf seine Art fertig zu werden.

    #250929
    Sunshein
    Mitglied

    Vielen Dank für diese ausführlichen Analysierungen!
    Ich bewundere dich total dafür. Wenn ich mir vornehme, über eine Folge oder einen Charakter nachzudenken, spiele ich nur meine Lieblingsszenen davon in einer Endlosschleife in meinem Kopf ab :baby:
    Danke!!!

    #250996
    Anonym
    Gast

    Teil 6

    Post-Cameron wird Chase wieder zu einem festen Mitglied in House’ diagnostischer Abteilung. Anfangs wirkt er noch gedrückt und fast isoliert von den anderen, und es macht ihn zu keinem ausgesprochenen Teamplayer, wie es schon in der 1. Staffel angedeutet wurde. In Wilson, 6-10, scheint er mehr Unterhaltungswert aus House’ Ball zu beziehen als aus seinen Kollegen.

    Der Ball (im folgenden mit „Bally“ bezeichnet) ist überhaupt ein wichtiges Stilmittel in der Beziehung House/Chase. Foreman liegt richtig mit seiner Beobachtung, dass Chase Vorrechte auf das Spielzeug hat (Epic Fail, 6-03). Wir sehen ihn öfter lässig damit spielen als die anderen Fellows, die dem Ball entweder eine gewisse Ehrfurcht oder Gleichgültigkeit entgegenzubringen scheinen (Cuddy wirkt sogar äußerst ungeschickt, als sie versucht, damit zu spielen).

    Wenn man Bally als Symbol sehen will, könnte das Spielzeug eine Art Beziehungsindikator sein. Es ist auffällig, dass Chase immer dann danach greift, wenn er sich unwohl oder in der Defensive zu fühlen scheint (1-13, 6-05, 6-10), oder House buchstäblich ‚den Ball zuspielt’ (3-01, 6-05, 6-12). Vielleicht ist es der unbewusste Versuch, eine Art Verbindung herzustellen, die er verbal nicht haben kann. Dass Chase der einzige ist, der wie selbstverständlich mit House’ Eigentum (dem Ball) umgehen darf, ist zumindest bemerkenswert und zieht sich durch sämtliche Staffeln hindurch.

    Nachdem die Ehe zerbrochen ist, wird der Handlungsbogen um Präsident Dibala abrupt abgehakt. Es scheint, als wäre Chase zurück zu seinem gefassten Selbst, denn bis auf ein betrunken verbrachtes Thanksgiving bleibt Chase’ psychischer Zustand weitgehend im Dunkeln. Es scheint, als ob er Trost in der Arbeit findet. Erst in Lockdown, 6-17, erfahren wir, dass er sich Vorwürfe für das Scheitern der Ehe macht.

    Es ist möglich, dass er eine Bekanntschaft zu Wilson aufbaut: in Private Lives, 6-14 wird er zu dessen Verbündeten in einem Streich, den dieser House spielen will (was andeutet, dass Chase nicht nur ein guter House-Beobachter ist, sondern auch derjenige, dem Wilson zutraut, interessante Details über seinen Boss zu kennen und sie notfalls zu benutzen), und Wilson ist es auch, der Chase zu einem Speed Dating mitnimmt. Nachdem er alle früheren Bemühungen seiner Teamkollegen abgeschmettert hat, geht Chase auf Wilsons Angebot ein und begleitet ihn und House.

    In dieser Szene wird mehr oder weniger der Beweis erbracht, dass Chase keinesfalls der Playboy und eingebildete Schönling ist, für den man ihn vielleicht aufgrund seiner Erscheinung gerne halten möchte. Es ist ein Schock für Chase, als er auf Initiative von House erkennen muss, dass sein Äußeres mehr wirkt auf Frauen als sein Innenleben.

    Warum House ihm diese eher schmerzliche Erfahrung mittels einer Wette aufdrängt, erscheint anfangs wie ein lustiger Nebengag, doch es ist ein Wendepunkt für Chase’ Charakter. Jeglicher Idealismus und jede Romantik in Sachen Beziehungen (House würde es vermutlich Naivität nennen) gehen von jetzt ab bei ihm verloren. Chase vermutet sogar, dass Cameron hauptsächlich von seinem Äußeren und nicht seinen inneren Werten angezogen war, und fühlt sich deswegen schlecht. Thirteen versichert ihm zwar das Gegenteil, doch die Zweifel bleiben und werden Konsequenzen haben.

    In 6-17 kehrt Cameron zurück, um die Scheidung rechtskräftig zu machen. Dass Chase die Papiere nicht unterschreiben will, zeigt noch einen Funken Hoffnung, den er aber aufgibt, als er Cameron über ihre wahren Gefühle für ihn konfrontiert. Gleichzeitig entledigt ihr Geständnis ihn seiner Schuldgefühle ihr gegenüber. Es ist bewundernswert, mit welcher Hartnäckigkeit er die Wahrheit aus ihr herausholt. Obwohl konfrontationsscheu und eher zum Nachgeben bereit zu Beginn, schafft Chase es hier nach 6-08 erneut, ihr gegenüber hart zu bleiben und keine Ausflüchte gelten zu lassen. Er scheint begriffen zu haben, dass die brutale Wahrheit in manchen Dingen besser ist als Nachsicht und vorgetäuschte Harmonie.

    Es ist auffällig, dass Cameron sofort nach der Auseinandersetzung davongehen und einen gefassten, aber sichtlich enttäuschten Chase zurücklassen will, dann aber daran durch äußere Umstände gehindert wird. Wenigstens gelingt es den beiden dadurch, die Dinge zwischen ihnen ohne Bitterkeit zu einem Abschluss zu bringen. Wieder wird deutlich, dass Chase nicht mit dem Schicksal hadert oder sich in Vorwürfen ergeht, sondern gemeinsam mit Cameron die positiven Dinge betrachtet, die es in ihrer Ehe gegeben hat. Sobald er die Wahrheit kennt, ist er auch bereit, die Dinge ruhen zu lassen.

    Vielleicht resigniert Chase an diesem Punkt. Es ist eine erneute Niederlage im Kampf um Liebe und bedingungsloser Akzeptanz. Auch, wenn Cameron die Schuld auf sich nimmt, muss Chase das Gefühl haben, nicht wirklich geliebt worden zu sein, selbst während seiner Ehe nicht. Das Spiel wiederholt sich: so sehr er sich auch bemüht, er bekommt nur wenig zurück – oder wird enttäuscht und verlassen.

    Es scheint, als würde ihn diese Erkenntnis den Spieß umdrehen lassen. In der nächsten Staffel sehen wir, wohin das führen wird.

    Das einzige Teammitglied, das eine fast house-ähnliche Intuition hat, baut folgerichtig auch eine nähere Beziehung zu Chase auf, nämlich Thirteen. Es überrascht wenig, dass House die beiden öfters miteinander losziehen lässt; vielleicht hält er es für eine gute Idee, die nüchterne und kühl analysierende Thirteen mit dem enttäuschten Chase agieren zu lassen. Während einer Hausdurchsuchung in Open and Shut, 6-18 nimmt sie ihm jegliche Illusion über seine Beziehung zu Cameron, indem sie deren Treue in Frage stellt: als Chase ihr gesteht, grundlos eifersüchtig auf House gewesen zu sein, hakt sie nach und unterstellt Cameron eine emotionale Bindung zu House.

    Es ist ehrenwert von Chase, House von jeglicher Schuld am Scheitern der Ehe freizusprechen. Inwieweit Thirteen recht hat mit ihrer Vermutung, bleibt offen, doch ihr Zweifel an Camerons aufrichtigen Gefühlen Chase gegenüber scheinen jedenfalls nicht aus der Luft gegriffen.

    Es ist offensichtlich, dass es Thirteen ist, die Menschen und ihre Motivationen – wie House – lesen kann, und daher ist es kaum verwunderlich, dass sich eine Art Annäherung zwischen den beiden zu entwickeln scheint. Wie House auch, scheut sie sich nicht, die brutale Wahrheit auszusprechen, und Chase scheint das zu schätzen. Ihr ungeschönter Blick auf die Welt und die sarkastische Art, wie sie es tut, erinnern ihn vielleicht an den Menschen, von dem er nicht fallen gelassen wurde, und das ist House. Es ist eigentlich kein Wunder, dass er sich zu ihr hingezogen fühlt und eher bereit ist, emotionale Schranken vor ihr herunter zu lassen. Weil sie House sehr ähnlich ist, weiß er, dass sie ihn nicht mit Phrasen oder Mitleid belästigen wird.

    Obwohl nie wirklich eine Romanze zwischen Chase und Thirteen angedeutet wird, scheint Thirteen Chase auf eine Art zu schätzen, die aufrichtig wirkt und auch anrührende Momente hat. Als Chase ihr in Now What, 7-01 unverbindlichen Abschiedssex vorschlägt mit der Begründung, Sex ohne Liebe hätte einmal funktioniert bei ihm (eine klare Referenz auf Cameron), umarmt sie ihn. Es ist eine freundschaftliche und fast tröstende Geste, und sie scheint zu ahnen, wie tief ihn Ablehnung verletzt hat – und mit welchen Mechanismen er versucht, diese Verletzungen zu verdrängen.

    Ein Höhepunkt der Staffel ist der Besuch einer Karaokebar mit House und Foreman in The Choice, 6-19. Alle drei genießen den gemeinsamen Auftritt und das anschließende Feiern sichtlich, und von House hören wir zum ersten Mal, dass er seinen Mitarbeitern mehr entgegenbringt als Schikane, als er Wilson gesteht, Chase und Foreman als Freunde ansehen zu können. Er negiert es im nächsten Satz, aber die Verbundenheit zu seinen Fellows geht über ein reines Arbeitsverhältnis hinaus, und es ist zumindest schön, dass er die Feststellung überhaupt macht.

    In medizinischer Hinsicht untermauert Chase seine Fähigkeit zum würdigen House-Nachfolger, indem er weiterhin riskante oder sogar unautorisierte Behandlungen durchführt (6-13, 6-19). Auch House’ Komplimente bleiben zweideutig („God, you’re pretty“ und „womanly persuasion“ seien genannt), und die Beziehung zwischen beiden, obwohl in den Hintergrund gerückt, zeigt doch noch Ansätze von gegenseitigem Verständnis. So erwähnt House das Dibala-Debakel lediglich in einem bissigen Scherz (6-11), und in Moving the Chains, 6-12 ist Chase sichtlich amüsiert über House’ und Wilsons schief hängendem Haussegen.

    Die 6. Staffel endet für Chase mit dem Wissen, eine erneute Enttäuschung hinter sich zu haben. Dank seiner pragmatischen Art gelingt ihm die Loslösung von Cameron, die er hinnimmt mit dem eher oberflächlichen Trost, keine Fehler in ihrer Beziehung gemacht zu haben.

    Es endet aber auch mit der neuen Erkenntnis, dass er äußerliche Vorzüge besitzt, die er in der nächsten Staffel reichlich ausnutzen wird.

    #251304
    Elloran
    Mitglied

    Zugegeben, bei dieser Charakteranalyse noch von klein zu sprechen, ist doch etwas befremdlich. So eine ausfuehrliche Beschreibung ueber einen Charakter habe ich noch nie gelesen. Und sie ist wirklich gut gemacht, vor allem kommt so richtig schoen zur Geltung, dass Chase im Grunde das Gegenteil davon ist, wofuer ihn viele sicher auf den ersten Blick halten wuerden.

    #251305
    Anonym
    Gast

    Elloran… Vielen Dank! Ich dachte auch nicht, dass es so lang werden würde. Aber mir sind dann doch viel mehr Dinge eingefallen, an die ich vorher gar nicht mehr so richtig gedacht habe.

    @Elloran 1100125 wrote:

    Und sie ist wirklich gut gemacht, vor allem kommt so richtig schoen zur Geltung, dass Chase im Grunde das Gegenteil davon ist, wofuer ihn viele sicher auf den ersten Blick halten wuerden.

    Jesse Spencer hat selbst gesagt, dass die Figur wenig ausgearbeitet war und ein Großteil von Chase‘ markantesten Eigenschaften zu Beginn der Serie auf sein Konto gehen. Es ist schade, dass die Autoren scheinbar erst nicht wussten, wie sie Chase zu House stellen sollten. Ich glaube, dass Chase zu oberflächlich betrachtet wird/wurde, eben weil er ein hübsches Gesicht hat und auch relativ wenig Screentime bekommen hat, im Vergleich zu den anderen Fellows. In S1-3 hatten Cameron und Foreman viel mehr Aktionen. Das liegt vielleicht auch daran, dass Chase relativ zurückhaltend ist. Er ist weder penetrant noch auf Konflikt mit House aus, aber gerade das hat ihn eigentlich zu meinem Lieblingscharakter gemacht. Auch seine Art, Dinge gelassen zu sehen, niemandem Schuldzuweisungen zu machen und es so zu nehmen, wie es kommt und das Beste daraus zu machen, finde ich sehr sympathisch. Er ist der einzige Fellow, der House so nehmen konnte, wie er ist, und hat ihn nie verurteilt oder sich auf persönlicher Ebene mit ihm angelegt, und er war oft mit ihm auf einer Wellenlänge. Kutner war vielleicht noch ein wenig wie er, aber Kutner war für mich sowieso ein Abklatsch von Chase, nachdem der aus dem Team verschwinden musste. Was ich besonders schön fand, war diese Vater/Sohn-Beziehung, die so merkwürdig und ungeschickt war und doch so schöne Momente wie die Umarmung in Half-Wit hervorgebracht hat. Ich vermisse das sehr.

    Ich hab nie verstanden, warum er so viel Fan-Hate einstecken musste oder so schnell als Schleimer und Schönling abgeurteilt wurde. Ich hoffe, ich habe hier auch genug Beispiele genannt, die absolut dagegen sprechen, und mich um die Fakten bemüht. Klar wird das nicht jeder so sehen. Aber dafür ist Chase eben mein Lieblingscharakter. Er hat auch seine Schwächen. Er war manchmal ein bisschen naiv. Aber selbst das finde ich noch irgendwie liebenswert, weil er niemandem damit schadet – außer vielleicht sich selbst.

    #251306
    Elloran
    Mitglied

    Zugegeben, ganz am Anfang dachte ich auch, dass er so ein oberflaechlicher Typ waere, der intellektuell gesehen weder House noch seinen Kollegen das Wasser reichen kann, dafuer aber super im Umgang mit Frauen ist. Aber gerade weil er eben nicht so ist und doch einige Macken hat, ist er mir so sympathisch.
    Hoffe ja, dass irgendann auch noch ein 7. Teil folgt… auch wenn mir ein Teil von Chase‘ derzeitiger Entwicklung mehr als supekt ist.

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